Erspartes für Europa: EU will Kapitalmarktunion voranbringen

18.04.2024 19:28

Brüssel (dpa) - Die Staats- und Regierungschefs der EU wollen bei dem
Zusammenwachsen der europäischen Kapitalmärkte nach Jahren ohne
großen Fortschritt aufs Gas drücken. So soll unter anderem die
Entwicklung grenzüberschreitender Anlage- und Sparprodukte
beschleunigt werden, wie aus einer gemeinsamen Erklärung der 27
Spitzenpolitiker nach einem Gipfeltreffen am Donnerstag in Brüssel
hervorgeht. 

Seit Jahren wird in Brüssel an der Kapitalmarktunion gearbeitet. Bei
dieser geht es im Kern darum, bürokratische Hürden zwischen den
EU-Staaten abzubauen, um Unternehmen mehr Möglichkeiten zu geben,
sich Geld zu beschaffen.

Hintergrund dafür, dass die Debatte nun in Bewegung gekommen ist, ist
unter anderem, dass jährlich rund 300 Milliarden Euro an Ersparnissen
europäischer Bürger ins Ausland umgeleitet werden - vor allem in die
USA. Das geht aus einem Sonderbericht des früheren italienischen
Ministerpräsidenten Enrico Letta hervor, der bei dem Gipfeltreffen
diskutiert wurde. Die EU möchte, dass mehr Kleinanleger an den
hiesigen Finanzmärkten investieren, damit mehr Kapital für den grünen

und digitalen Wandel zur Verfügung steht.

Auch in zwei zuvor umstrittenen Punkten konnten die Mitgliedsländer
bei dem Gipfeltreffen Fortschritte machen. So verständigten sie sich
darauf, Arbeiten voranzutreiben, um wichtige Aspekte der nationalen
Regeln für Unternehmensinsolvenzen anzugleichen.

Zum anderen soll die Aufsicht über die Kapitalmärkte in der EU
effizienter werden. Die Staats- und Regierungschefs beauftragten die
EU-Kommission zu erarbeiten, wie die europäischen Aufsichtsbehörden
besser zusammenarbeiten können - um so die wichtigsten
grenzüberschreitend tätigen Finanzunternehmen besser überwachen zu
können. 

Der Abschlusserklärung zufolge soll auch das Finanz-Allgemeinwissen
von Bürgerinnen und Bürgern gestärkt werden. Wer über mehr Wissen u
nd
Know-how verfügt, investiert eher, so die Hoffnung.