Landwirtschaftskammer: Nordseefischer brauchen steigende Fischpreise

19.04.2024 16:59

Der Küsten- und Hochseefischerei geht es derzeit nicht gut:
Steigenden Kosten stehen bisher nur gering gewachsene oder gar
gleichgebliebene Verbraucherpreise gegenüber.

Oldenburg (dpa/lni) - Sinkende Fangmengen, steigende Kosten und
drohende Einschränkungen der Fischerei in Schutzgebieten dürften nach
Ansicht der Landwirtschaftskammer zu steigenden Verbraucherpreisen
für Fisch sorgen. In den rund 110 Betrieben der Kleinen Hochsee- und
Küstenfischerei Niedersachsens gebe es Zukunftssorgen, hieß es in
einer Mitteilung vom Freitag.

Wirtschaftlich sei das Jahr 2023 für die niedersächsischen Fischer in
den Sparten Nordseegarnelen, Muschel- und Frischfischfischerei nicht
einfach gewesen. Die eigentlich notwendigen Preissteigerungen im
Handel durchzusetzen sei kaum gelungen, was für das mittelfristige
Überleben der aber notwendig sei. Ein Schock sei der Anfang 2023 von
der EU-Kommission veröffentlichte Aktionsplan mit einem geplanten
Verbot von Grundschleppnetzen in Schutzgebieten gewesen, sagte
Kammer-Experte Philipp Oberdörfer. Dieses pauschale Verbot sei später
gekippt worden.   

Bei den Nordseegarnelen seien die Fänge aus biologischen Gründen sehr
gering gewesen. Insgesamt habe die deutsche Flotte nur 5000 bis 6000
Tonnen Nordseegarnelen an Land bringen können - das entsprach der
Menge von 1990. Die Fangmengen sind nach Kammerangaben europaweit um
40 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Weil aber die
Erzeugerpreise nur um etwa 15 Prozent gestiegen seien, habe es nur zu
deutlich unterdurchschnittlichen Umsätzen bei steigenden
Betriebskosten geführt.

Positiv sei, dass die gemeinsame Nordseegarnelenfischerei aus
Deutschland, Dänemark und den Niederlanden im vergangenen Jahr für
weitere fünf Jahre das MSC-Zertifikat für nachhaltige Fischerei
erhalten habe. Die heimische Muschelfischerei ist laut
Landwirtschaftskammer ebenfalls MSC-zertifiziert, leide jedoch weiter
unter schlechten Wachstumsbedingungen in den Küstengewässern. Das
Wachstum habe sich verlangsamt und die Verluste seien weiter
angestiegen. Das habe dazu geführt, dass im vergangenen Jahr Muscheln
minderer Qualität geerntet wurden, womit nur geringe Preise erzielt
werden konnten. «Die verbliebenen vier niedersächsischen
Muschelbetriebe brauchen dringend ein wirtschaftlich erfolgreiches
Jahr», hieß es.

Ein ähnliches Bild ergab sich beim Fischfang. Die Fangmengen der
wichtigsten Fischarten Seelachs, Scholle, Seezunge und Schellfisch
stagnierten bei bestenfalls stabil gebliebenen Preisen. Hier mache
sich der Brexit bemerkbar, da Großbritannien Fanggebiete und Quoten
erhalten hat, die vorher in der EU gemeinschaftlich genutzt wurden.