«Atlantic Navigator II» verlässt Rostock

19.04.2024 17:02

Über Wochen lag der behördlich festgesetzte russische Frachter im
Überseehafen Rostocks. Nun durfte er auslaufen.

Rostock (dpa) - Der seit Anfang März im Rostocker Überseehafen
festgehaltene russische Frachter «Atlantic Navigator II» ist wieder
ausgelaufen. Eine Sprecherin des Hauptzollamtes bestätigte der
Deutschen Presse-Agentur am Freitag die Freigabe für das Schiff. Der
Tracking-Anbieter Vesselfinder zeigte am Nachmittag, dass der
Frachter in die Ostsee einfuhr. Zuvor hatte der «Spiegel» über die
Freigabe berichtet. Zu Details wollte sich das Hauptzollamt aus
Gründen des Zoll- und Steuergeheimnisses nicht äußern. 

Das aus Sankt Petersburg kommende Schiff hatte Rostock am 4. März
wegen technischer Probleme anlaufen müssen. Das Schiff hatte Waren
aus Russland an Bord, die auf der EU-Sanktionsliste stehen, darunter
auch Birkenholz. Zur Frage, ob diese Waren weiter an Bord seien,
wollte sich das Hauptzollamt am Freitag nicht äußern. Auf dem Schiff
befand sich nach Medienberichten auch angereichertes Uran für
Atomkraftwerke in den USA, das aber nicht auf der EU-Sanktionsliste
steht. Ziel der Fahrt war Baltimore. 

Bekannt ist, dass die Staatsanwaltschaft Rostock gegen den Kapitän
des Frachters ermittelt und dem Anfangsverdacht des Verstoßes gegen
das Außenwirtschaftsgesetz nachgeht. Die Ermittlungen dauern an,
hatte die Staatsanwaltschaft Rostock auf Nachfrage der Deutschen
Presse-Agentur mitgeteilt. Das Gesetz sieht für solche Fälle im Fall
eines Schuldspruchs drei Monate bis fünf Jahre Freiheitsstrafe vor.
Es gilt die Unschuldsvermutung.

Hintergrund sei, dass sich auf dem Schiff, das ursprünglich von
Russland in die USA fahren sollte, unter anderem 251 Container
Birkensperrholz befunden hätten, das als EU-Sanktionsware gelte, so
die Staatsanwaltschaft. Die Zollbehörden hätten in eigener
Zuständigkeit die Sanktionsware sichergestellt. 

Der Verteidiger des Kapitäns, Max Schwerdtfeger, hatte dem «Spiegel»

gesagt, dass die Erlaubnis zum Auslaufen des Schiffes, eine «gute
Nachricht» sei. Schwerdtfeger geht davon aus, dass das Strafverfahren
schnell eingestellt wird.