Hans-Olaf Henkel: «Nur eine Teilung kann den Euro retten» Gespräch: Karolin Köcher, dpa

29.11.2010 13:02

Berlin (dpa) - Der ehemalige BDI-Chef Hans-Olaf Henkel macht sich
angesichts der Euro-Schuldenkrise für eine Teilung der
Gemeinschaftswährung in einen stärkeren Nord-Euro und einen flexiblen
Süd-Euro stark. «Es kann doch nicht sein, dass vor allem die deutsche
Bevölkerung nach Griechenland nun auch noch Irland und über einen
dauerhaften Krisenmechanismus wahrscheinlich weitere Wackelkandidaten
finanzieren muss», sagte Henkel in einem dpa-Gespräch. An diesem
Mittwoch (1.12.) will er mit Bundeswirtschaftsminister Rainer
Brüderle (FDP) sein neues Buch «Rettet unser Geld - Deutschland wird
ausverkauft» vorstellen.

Kaum jemand glaube daran, dass Griechenland seine Schulden jemals
zurückzahlen können wird. «Man kann diesen Ländern nur wirklich
helfen, indem wir ihnen wieder erlauben, selbst abzuwerten, indem sie
aus der Währungsunion austreten. Daher auch mein Vorschlag für einen
"Nord-Euro" mit Deutschland und einen "Süd-Euro" mit Frankreich»,
sagte Henkel. Der frühere Manager beim Computerriesen IBM war von
1995 bis 2000 Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie
(BDI).

Der 70 Jahre alte Henkel räumt ein, dass eine derartige
Aufwertung eines «Nord-Euros» die deutschen Exporte verteuern würde.

Er hält dagegen, dass die Exportabhängigkeit Deutschlands von den
Euroländern von 44 Prozent im Jahre 2000 auf 41 Prozent im Jahre 2009
leicht gesunken sei. Außerdem würden Importe im Gegenzug billiger
werden.

In seinem Buch kritisiert Henkel auch die Rolle der Politik: «Die
Macht der Parteien ist in Deutschland sehr ausgeprägt, der Einfluss
der Bürger hingegen eher unterbelichtet. Wir brauchen unbedingt mehr
direkte Beteiligung bei Fragen wie beim Euro.»

# dpa-Notizblock

## Service
- Hans-Olaf Henkel: Rettet unser Geld! Deutschland wird ausverkauft -
Wie der Euro-Betrug unseren Wohlstand gefährdet, Heyne Verlag,
München, 208 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3-453-18284-4