EU-Kommission will Frauenquote
31.01.2011 14:37
Mehr Frauen in Führungspositionen: Dafür macht sich die EU-Kommission
stark. Geht es nach der zuständigen Justizkommissarin Viviane Reding,
wird der Frauenanteil in Aufsichtsräten bis 2015 bei 30 Prozent
liegen. Auch männliche Kollegen unterstützen ihre Initiative.
Brüssel (dpa) - Die EU-Kommission will mehr Frauen auf Chefposte
n
sehen. Falls bis Jahresende die Konzerne nicht selbst aktiv werden,
will Brüssel rechtliche Vorgaben für eine Frauenquote in
Aufsichtsräten machen. «Ich möchte erreichen, dass bis 2015 30
Prozent und bis 2020 40 Prozent der Aufsichtsräte der börsennotierten
Unternehmen auf Europas Binnenmarkt weiblich sind», sagte
EU-Justizkommissarin Viviane Reding am Montag in Brüssel.
Zunächst setzt die EU-Kommission auf die Einsicht der Unternehmen
und gibt der Wirtschaft eine Schonfrist bis Jahresende: «Ich erwarte,
dass die Wirtschaft im Laufe dieses Jahres zuverlässige Initiativen
entwickelt, die zusätzliche Gesetzgebung überflüssig machen», sagte
die Kommissarin. Seit Monaten macht die EU-Kommission den Konzernen
Druck, im Frühjahr will Reding intensive Beratungen führen. 2012
könnte dann die Quote kommen.
Reding hatte bereits im vergangenen Herbst als Zielgröße einen
Frauenanteil von 30 Prozent in Aufsichtsräten genannt. Zum Vergleich:
In Deutschland sind laut EU-Kommission nur 13 Prozent der
Aufsichtsräte großer Dax-Unternehmen Frauen. In der Forschung soll
künftig jede vierte Führungsposition mit einer Frau besetzt sein.
«Wir müssen Frauen fördern, damit sie das erreichen, wozu sie fähig
sind», sagte Reding mehrfach. «Ich glaube nicht, dass
Selbstverpflichtungen ausreichen.»
Binnenmarktkommissar Michel Barnier unterstützt den Vorstoß der
Kommissarin Reding, die innerhalb der EU-Kommission allein für
Gleichstellungsfragen zuständig ist. Barnier hatte der «Süddeutschen
Zeitung» gesagt: «Ich stehe der Idee aufgeschlossen gegenüber,
europaweit Frauenquoten einzuführen, beispielsweise in den Vorständen
der großen börsennotierten Unternehmen.» Kommissarin Reding sagte
dazu: «Um die Frauenquote durchzusetzen, müssen auch die Männer dabei
sein. Michel Barnier ist da sicherlich ein sehr guter Anfang.»
Im September 2010 hatte die EU-Kommission eine Fünfjahresstrateg
ie
beschlossen, die gleichen Lohn für gleiche Arbeit und mehr Frauen in
den Chefetagen zum Ziel hat. Großen Konzernen drohte die Kommission
bereits damals mit gesetzlichen Vorgaben, wenn die Industrie den
Anteil der Frauen in Führungspositionen nicht selbst erhöht.
Auch für eine Angleichung des Lohngefälles zwischen Männern und
Frauen setzt sich die EU-Behörde ein. Deutschland landet mit einem
Lohngefälle von 23,2 Prozent im EU-Vergleich auf dem viertletzten
Platz. Als Grund für die Kluft bei den Gehältern gilt, dass Frauen
vielfach in Teilzeit oder in schlecht bezahlten Berufen arbeiten und
nach der Familiengründung einen Karriereknick hinnehmen müssen.
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