Britische «Stempelsteuer» deckt nur Teile des Marktes ab

20.01.2012 10:53

London (dpa) - Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler und die
FDP haben vorgeschlagen, statt einer Finanztransaktionssteuer in der
Eurozone dem britischen Modell einer «Stempelsteuer» zu folgen. Diese
«Stamp Duty» - für den elektronischen Handel «Stamp Duty Reserve Ta

- unterscheidet sich von der Finanztransaktionssteuer vor allem durch
ein wesentliches Kriterium: Sie umfasst bei weitem nicht alle
Transaktionen des Finanzmarktes.

Die «Stempelsteuer» konzentriert sich vor allem auf den Verkauf
von Aktien und Optionsscheinen. Wer in Großbritannien Aktien
verkauft, muss auf den Geldwert, den er dafür erhält, 0,5 Prozent
Steuer zahlen. Wer also etwa Aktien verkauft, für die er eine Million
Pfund an der Börse bekommt, zahlt 5000 Pfund «Stamp Duty» -
unabhängig vom Nennwert der Aktien.

Der Handel mit vielen anderen Finanzprodukten ist von der Steuer
nicht erfasst. So ist etwa das Riesenvolumen des Devisenhandels
ausgenommen. Hier steht der Finanzplatz London für ein Drittel des
weltweiten Aufkommens. Gerechnet wird hier in Billionen, nicht in
Milliarden. Auch der Derivatehandel, von Finanzmarktkritikern als
besonders spekulativ eingestuft, wäre nicht erfasst.

So waren etwa auch die mutmaßlich betrügerischen Geschäfte eines
Bankers der Schweizer Großbank UBS nicht Gegenstand der Steuer. Der
31-Jährige, der seit September in Untersuchungshaft sitzt, hatte die
Bank mit Zocker-Geschäften um 2,3 Milliarden US-Dollar gebracht.

Die Befürworter einer Finanztransaktionssteuer wollen aber genau
diese spekulativen Handelsvolumina mit Hilfe der Steuer eindämmen.
Das britische Institute for Fiscal Studies hatte schon im Jahr 2002
die Frage aufgeworfen, ob die «Stamp Duty» nicht dazu führt,
Investoren in spekulativere Handelsformen zu treiben, um Steuerlasten
zu vermeiden.

Im Steuerjahr 2008/2009 hatte Großbritannien 3,7 Milliarden Pfund
über «Stamp Duty» und «Stamp Duty Reserve Tax» eingenommen. Nach

offiziellen Schätzungen sollen die Einnahmen in den nächsten drei
Jahren um ein Drittel steigen.

# dpa-Notizblock

## Internet
- [Studie Institute for Fiscal Studies](http://dpaq.de/0F1hq)