Banken in der Krise - Wie sicher ist das Geld der Sparer? Von Jörn Bender, dpa

18.05.2012 14:46

Die Sorge um Europas Banken nimmt nicht ab. Reihenweise verpassen
Ratingagenturen den Instituten miesere Noten. Viele Sparer fürchten
um ihr Geld. Der Ruf nach neuen Rettungsmilliarden wird lauter.

Frankfurt/Main (dpa) - Die mächtige Ratingagentur Moody's hat
wieder den Daumen gesenkt. Nach den italienische Banken strafen die
Bonitätswächter reihenweise spanische Banken ab - darunter auch große

Institute wie die Banco Santander, die auch in Deutschland aktiv ist.
In Griechenland plündern viele Menschen wegen des Regierungschaos'
ihre Konten. Die Angst, dass das Land aus dem Euro ausschert, ist
größer denn je.

Was bedeuten die schlechteren Noten der Ratingagenturen?

Grundsätzlich gilt: Je schlechter die Agenturen die Bonität eines
Marktteilnehmers beurteilen, umso teurer und schwieriger wird es für
diesen, sich am Markt Geld zu besorgen. Weil sich Banken
normalerweise untereinander Geld leihen, können schlechtere Noten für
Misstrauen sorgen. Außerdem wird es für solche Häuser schwieriger,
Kunden als Anleger zu gewinnen. Schlimmstenfalls ziehen Geldgeber ihr
Kapital ab. Laufen einer Bank die Sparer in Scharen davon, kann das
ein Institut in Schieflage bringen. Wenn viele Kunden auf einmal ihre
Konten räumen («Bank Run»), können der Bank schnell die flüssigen

Mittel ausgehen. Die Folge: Zahlungsunfähigkeit.

Ist das Geld der Sparer noch sicher?

Kunden deutscher Töchter ausländischer Banken müssen sich in der
Regel keine Sorgen um ihr Geld machen. Eine Sprecherin der
Santander Consumer Bank (Mönchengladbach), 100-Prozent-Tochter der
spanischen Santander, betont: «Unsere Mutter ist genauso gut
aufgestellt wie bisher. Unser Kunden können ganz beruhigt sein: Die
Santander Consumer Bank ist eine Bank nach deutschen Recht und gehört
der deutschen Einlagensicherung an.» Die gesetzliche
Einlagensicherung in Deutschland schützt Einlagen bis zu 100 000 Euro
pro Kunde. Zusätzlich gibt es hierzulande ein freiwilliges
Sicherungsnetz der privaten Banken mit weit höheren Summen.

Muss die Europäische Zentralbank (EZB) jetzt wieder ran?

Die Forderungen nach weiteren Krisenhilfen werden wieder lauter.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) meint, weil die Inflation auf
dem Rückmarsch sei, könnten Europas Währungshüter ihre Geldschleuse
n
noch weiter öffnen und die Zinsen unter das Rekordtief von 1,0
Prozent senken. Im Raum steht auch, dass die Notenbank wieder mehr
Geld in die Hand nimmt, um Anleihen kriselnder Euroländer wie Spanien
und Italien aufzukaufen. Das würde den angeschlagenen Staaten helfen,
die sich nur noch relativ teuer frisches Geld besorgen können und
letztlich auch das dortige Bankensystem stabilisieren. Während
Deutschland so günstig wie nie Geld bei Anlegern einsammeln kann,
muss etwa Spanien immer höhere Zinsen bieten, um neue Bonds am Markt
unterzubringen. Das erschwert den Sparkurs solcher Länder.

Werden die Währungshüter jetzt rasch zum Feuerwehreinsatz ausrücken?


Damit ist nicht zu rechnen. EZB-Präsident Mario Draghi verlangte
zuletzt wiederholt mehr Einsatz von der Politik im Kampf gegen die
Krise. Der Forderung nach weiteren schnellen Kriseneinsätzen der
Notenbank erteilte der Italiener eine Absage. Die EZB habe mit ihrer
Flut extrem billigen Geldes - insgesamt eine Billion Euro für Europas
Banken im Dezember und Februar - ihren Beitrag zur Entspannung der
Märkte geleistet. Dadurch sei eine Kreditklemme verhindert worden,
befand Draghi. Es brauche Zeit, bis das Geld in der Wirtschaft
ankomme. Faktisch hängen viele Banken in den Krisenländern schon
jetzt am Tropf der Notenbank.

Was tun die Banken selbst, um aus der Krise zu kommen?

Aufseher und Politik verlangen von den Instituten, deutlich
dickere Puffer für mögliche künftige Krisen aufzubauen. Die von
Notenbankern ausgearbeiteten schärferen Eigenkapitalregeln («Basel
III») werden nach langem Tauziehen nun durch Gesetze in der
Europäischen Union konkret. Zentral ist, dass Banken von Anfang 2013
mehr eigenes Kapital vorhalten sollen, um Risiken aus
Kreditgeschäften abzusichern. Die «harte» Kernkapitalquote soll von
zwei auf sieben Prozent steigen. Unter dem Strich addieren sich die
Eigenkapitalanforderungen auf 10,5 Prozent. Nationale Aufschläge
sollen möglich sein. Die Kernkapitalquote sagt aus, inwieweit
Risikopositionen durch eigene Mittel gedeckt sind.

# dpa-Notizblock

## Redaktionelle Hinweise
- Bitte beachten Sie hierzu auch die Berichterstattung im
dpa-Themendienst.

## Internet
- [Mitteilung Moody's zu Spanien](http://dpaq.de/TKQk2)
- [Bundesfinanzministerium zu
Einlagensicherung](http://dpaq.de/RcfW3)
- [Bankenverband BdB zu Einlagensicherung](http://dpaq.de/ul8Bb)
- [Zeitreihe zum EZB-Leitzins](http://dpaq.de/5tYE1)
- [Rechtlicher Rahmen der EZB](http://dpaq.de/Zh9rg)
- [EZB zu Anleihekäufen](http://dpaq.de/Kip1g)
- Bundesbank zu «Basel III»](http://dpaq.de/QRARW)
- [Fragen und Antworten der EU-Kommission zu den
Eigenkapital-Regeln](http://dpaq.de/kEQ5D)

## Orte
- [Bundesverband deutscher Banken (BdB)](Burgstraße 28,
10178 Berlin)
- [EZB](Kaiserstraße 29, 60311 Frankfurt am Main)
- [Moody's Deutschland GmbH](An der Welle 5, 60322 Frankfurt am Main)
- [Santander Consumer Bank AG](Santander-Platz 1, 41061
Mönchengladbach)