Schonjahr für den Dorsch in der westlichen Ostsee

22.10.2012 17:40

Um Fischfangmengen wird in der Europäischen Union stets hart gerungen
- zum Schaden der Fische. Doch mit Blick auf nächstes Jahr gibt es
eine Überraschung: Die Anrainerstaaten der westlichen Ostsee wollen
2013 weniger Dorsch fangen als von Brüssel vorgeschlagen.

Luxemburg (dpa) - Schonzeit für den Ostseedorsch: Fischer dürfen
im kommenden Jahr weniger Dorsch aus der westlichen Ostsee ziehen.
Darauf haben sich die EU-Fischereiminister bei ihrem Treffen am
Montag in Luxemburg geeinigt.

Höchst ungewöhnlich ist, dass die europäischen Anrainerstaaten
Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland, Estland, Litauen, Lettland
und Polen die Fangmenge niedriger angesetzt haben, als die
EU-Kommission es vorgeschlagen hatte. Die anderen EU-Staaten stimmten
zu. 20 043 Tonnen Dorsch dürfen Fischer 2013 in der westlichen Ostsee
fangen - sechs Prozent weniger als im Vorjahr. Die Kommission hatte
eine Verringerung um zwei Prozent vorgeschlagen.

EU-Fischereikommissarin Maria Damanaki reagierte begeistert auf
den Entschluss. «Ich denke, heute kann sich jeder freuen», sagte sie.
Damanaki sieht sich in ihren Plänen für mehr regionale Zusammenarbeit
bei der Festsetzung der Quoten bestätigt. Diskussionen im kleinen
Kreis unmittelbar beteiligter Staaten könnten vermeiden helfen, dass
die Fischquoten zur Verhandlungsmasse im Ringen um andere Aspekte der
europäischen Agrarpolitik werden könnten, bestätigte ein Diplomat.
Insgesamt haben sich nach Einschätzung der EU-Kommmission die
Bestände in der Ostsee nach den Kürzungen der vergangenen Jahre
erholt.

Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) zeigte sich
zufrieden: «Die bisherigen, zum Teil drastischen Quotenkürzungen, die
die Ostseefischer in der Vergangenheit vor allem beim westlichen
Hering verkraften mussten, zahlen sich jetzt für sie aus», teilte sie
mit. «Insgesamt sind wir mit Blick auf eine nachhaltige Fischerei in
der Ostsee einen großen Schritt vorangekommen», sagte Aigner mit
Blick auf die ausgehandelten Quoten für mehrere Fischarten.

Tendenziell votierten die EU-Minister allerdings für größere
Fangmengen als von der Kommission vorgeschlagen. So bleibt die
Fangmenge für Hering im Bottnischen Meerbusen zwischen Finnland und
Schweden bei 106 000 Tonnen auf Vorjahresniveau, in der östlichen
Ostsee steigt sie um 15 Prozent auf 90 180 Tonnen. Den größten
Zuwachs gibt es beim Hering in der westlichen Ostsee - wie von der
Kommission vorgeschlagen steigt die Fangmenge um 23 Prozent auf
25 800 Tonnen.

Unverändert bleiben die Fangmengen für Hering im Golf von Riga vor
Lettland (30 576 Tonnen) und von Lachs im Golf von Finnland (15 419
Fische). In der übrigen Ostsee sinkt die Lachs-Fangmenge um 11
Prozent auf 108 762 Fische. Einen Zuwachs von 18 Prozent gibt es bei
der Scholle in der Beltsee (dem westlichen Rand der Ostsee) und im
Golf von Finnland (3 409 Tonnen). Die erlaubte Dorsch-Fangmenge im
östlichen Baltikum sinkt um 9 Prozent auf 61 565 Tonnen. Die Fischer
dürfen schließlich 11 Prozent mehr Sprotten fischen, das entspricht
249 978 Tonnen.