Was läuft in Frankreich schief?

20.11.2012 17:26

Paris (dpa) - In der Euro-Schuldenkrise rückt Frankreich immer
mehr in den Fokus. Die Schwächen der Wirtschaft und die Folgen
verschleppter Reformen des Staates treten immer stärker zutage.
Damit droht nach den Südländern eines der großen Schwergewichte der
Eurozone, zum Problemfall zu werden. Die Nummer zwei im Euroland und
in Europa ist Deutschlands wichtigster Handelspartner. dpa listet
auf, was im einzelnen schief läuft:

- Kaum Wachstum: Die Wirtschaft tritt seit Monaten quasi auf der
Stelle. Im dritten Quartal lag das Wirtschaftswachstum nur bei 0,2
Prozent, davor gab es einen Rückgang um 0,1 Prozent und zwei Quartale
Stillstand. Nach der jüngsten Prognose der EU-Kommission wird die
französische Wirtschaft auch in den beiden kommenden Jahren kaum
wachsen.

- Schwacher Außenhandel: Der Marktanteil französischer Exporte
innerhalb Europas fiel von 12,7 Prozent im Jahr 2000 auf 9,3 Prozent
2011 (Deutschland 22,4 Prozent). Die Handelsbilanz verschlechterte
sich ebenfalls deutlich. Einem Plus von 3,5 Milliarden Euro im Jahr
2002 steht ein Minus von 71,2 Milliarden Euro im Jahr 2011 gegenüber.

- Hohes Haushaltsdefizit: Die neue französische Regierung muss ein
hohes Haushaltsdefizit von 5,2 Prozent des vergangenen Jahres drücken
(Deutschland 0,8 Prozent). Erlaubt sind nach den EU-Spielregeln
maximal drei Prozent, die 2013 wieder eingehalten werden sollen.

- Verschleppte Reformen: Seit mehr als einem Jahrzehnt sind mehrere
Regierungen sowohl der Konservativen als auch der Sozialisten daran
gescheitert, tiefgreifende Arbeitsmarktreformen durchzusetzen.
Frankreich hat den höchsten Anteil der Staatsausgaben am
Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone.

- Hohe Arbeitslosenquote: 10,8 Prozent (Deutschland 5,4 Prozent),
dabei 25,7 Prozent Jugendarbeitslosigkeit (Deutschland 8,0
Prozent)(Stand September 2012).

- Schrumpfende Industrie: Der Anteil der Industrie an der
Gesamtwertschöpfung ist im vergangenen Jahrzehnt rapide gesunken -
von 18 Prozent im Jahr 2000 auf 12,5 Prozent 2011 (Deutschland 26,2
Prozent). 1980 gab es in der Industrie noch 5,1 Millionen
Arbeitsplätze, 2011 nur noch 3,1 Millionen (ohne Bau). Der Stolz der
Franzosen, die Autoindustrie, krankt an gravierenden Problemen.