Neue Energiesparregeln für Heizgeräte und Warmwasserboiler Von Marion Trimborn, dpa

25.09.2015 14:43

Wer die Heizung aufdreht oder heißes Wasser nutzt, verbraucht
Energie. Das geht ins Geld. Damit die Kosten für Verbraucher sinken,
sollen energiefressende Heizgeräte und Boiler in der EU vom Markt
verschwinden. Das ist auch gut für das Klima.

Brüssel (dpa) - Pünktlich zum Start der Heizsaison will die EU den
Energieverbrauch von Heizungen und Warmwasserbereitern verringern.
Alle Geräte, die künftig auf den Markt kommen, müssen
energiesparender sein und die EU-Regeln einhalten. Energiefresser
werden nach einer Übergangsfrist ganz verboten. Das soll Bürgern beim
Stromsparen helfen und das Klima schützen. Ähnliche Auflagen gelten
bereits für Haushaltsgeräte wie Geschirrspüler und Kühlschranke.

Was ändert sich am 26. September?

Die sogenannte Ökodesign-Richtlinie schreibt der Industrie vor,
Produkte umweltgerecht zu gestalten, so dass sie wenig Strom
verbrauchen. Heizungsanlagen und Warmwasserbereiter müssen von
Samstag an im Handel ein Energie-Etikett tragen. Für eine bestimmte
Leistung dürfen sie nicht mehr als eine bestimmte Energiemenge
verbrauchen. Die Kennzeichnungspflicht umfasst laut Industrie
Heizgeräte, Heizkessel und Warmwasserbereiter bis 70 Kilowatt,
Warmwasserspeicher bis 500 Liter Speichervolumen und Wärmepumpen.
Auch Kombinationen dieser Produkte mit Regelungstechnik und
Solarunterstützung als Verbundanlage gehören dazu. Es geht dabei nur
um neue Geräte.

Was besagt das Energielabel?

Es gibt an, wie effizient das Gerät mit Energie - etwa Gas, Strom
oder Öl - umgeht. Eine Farbskala von grünem A (besonders sparsam) bis
rotem G weist den Energieverbrauch aus. So werden zum Beispiel Gas-
und Ölheizungen mit Brennwerttechnik in der Regel mit dem sparsamen
Buchstaben A bewertet.

Wie viel Geld können Verbraucher sparen?

Wer seinen alten Boiler gegen einen neuen austauscht, kann laut
EU-Kommission bis zu 275 Euro pro Haushalt im Jahr sparen. Neue
Geräte benötigten oft nur halb so viel Energie wie alte. Da Heizungen
die größten Energieverbraucher im Haushalt sind, können Verbraucher
auch da sparen. Private Haushalte verwenden nach Angaben der
SPD-Europaabgeordneten Martina Werner im Schnitt 6,4 Prozent ihres
Einkommens für den wohnbezogenen Energieverbrauch - davon entfallen
ungefähr zwei Drittel auf Heizungskosten. Die EU-Kommission erwartet
übrigens nicht, dass die Hersteller die Kosten für neue Geräte
wesentlich anheben werden.

Aber hängen die Kosten nicht auch von der Energieart ab?

Doch. Verbraucher dürften die Aussagekraft des Labels nicht
überschätzen, mahnt das Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO). De
nn
bei Heizgeräten sind die Kosten - unabhängig vom Label - ganz
verschieden - je nachdem ob Strom, Gas oder Öl gebraucht wird. Im
August lagen die Kosten für einen Liter Heizöl im Schnitt gut 20
Prozent unter dem Preis für die entsprechende Energiemenge Erdgas.
Zudem kommt es beim Heizen nicht nur auf das einzelne Heizgerät an,
sondern auch auf andere Faktoren wie das Alter des Gebäudes oder die
Verglasung der Fenster. Die EU-Kommission empfiehlt erneuerbare
Energien zu nutzen wie Sonnenkollektoren oder Wärmepumpen.

Sind die neuen EU-Regeln sinnvoll?

Ja, sagt der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese: «Die Einsparung von
Energie und damit CO2 sind ein wichtiger Schritt zur Reduzierung der
Treibhausgase und ein wichtiges Signal der Europäischen Union auf dem
Weg zur Klimakonferenz in Paris.» Auch Verbraucherschützer sind
zufrieden: «Das reduziert Kosten und ist gut für das Klima», sagt
Monique Goyens von der europäischen Verbraucherschutzorganisation
Beuc.

Und was hält die Industrie von dem Label?

Die ist vorbereitet - zumal das Vorhaben lange angekündigt war und es
auch für andere Hausgeräte bereits Energielabel gibt. Handwerker und
Installateure hoffen auf neue Aufträge. Die EU-Vorgaben seien «klare
Impulse, die helfen, den langersehnten Modernisierungsstau in
deutschen Kellern aufzulösen», schreibt der Zentralverband Sanitär,
Heizung, Klima (ZVSHK).