Aus diesen afrikanischen Ländern kommen die meisten Flüchtlinge
11.11.2015 07:20
Johannesburg (dpa) - Hunderttausende Afrikaner versuchen jedes Jahr
über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen - Tendenz steigend.
Nach Syrien, Afghanistan und dem Balkan kommen die meisten
Flüchtlinge aus dem kleinen ostafrikanischen Staat Eritrea. Auch aus
Nigeria, Somalia und anderen Ländern des Kontinents zieht es viele in
Richtung Europa. Ein Blick auf die Fluchtursachen:
Eritrea
Unter Asylbewerbern in Deutschland waren Eritreer 2014 die
drittgrößte Flüchtlingsgruppe. Aus dem Land am Horn von Afrika sind
im vergangenen Jahr mehr als 13 000 Menschen nach Deutschland
geflohen. Insgesamt sind damit seit 2012 bereits mehr als 100 000
Eritreer in die EU, nach Norwegen und in die Schweiz geflohen. Zudem
sind mehr als 200 000 Eritreer in Nachbarländer geflohen.
Das Regime in Eritrea unterdrückt systematisch die Freiheitsrechte
seiner Bürger: Seit 1993 gab es keine Wahlen, freie Meinungsäußerung
wird beschnitten, es gibt auch keine freie Presse oder eine
nennenswerte politische Opposition. Einer der Hauptgründe, der junge
Menschen in die Flucht treibt, ist der zeitlich oft unbegrenzte
Wehrdienst. Menschenrechtsgruppen sehen darin eine moderne Form der
Sklaverei.
Nigeria
Im vergangenen Jahr kamen EU-Zahlen zufolge fast 20 000 Nigerianer
nach Europa. Der Nordosten des ölreichen Landes, der größten
Volkswirtschaft Afrikas, wird von der islamistischen Terrormiliz Boko
Haram heimgesucht. Mehr als zwei Millionen Menschen sind innerhalb
des Landes auf der Flucht, mindestens 170 000 haben UN-Daten zufolge
in Nachbarländern Zuflucht gesucht. Seit 2009 sind bei Angriffen und
Anschlägen der Gruppe mindestens 14 000 Menschen getötet worden.
Somalia
Etwa 16 500 Somalis sind 2014 vor anhaltender Gewalt und Hunger
in dem Land am Horn von Afrika nach Europa geflohen. So
malia hat seit 1991 keine funktionierende Zentralregierung
mehr, Teile des Landes werden von der islamistischen Al-Shabaab-Miliz
beherrscht. Die sunnitischen Fundamentalisten kämpfen für einen
sogenannten Gottesstaat mit strengster Auslegung des islamischen
Rechts, der Scharia. Bei Verstößen gegen die strengen Gebote kommen
drakonischen Strafen zur Anwendung, etwa Steinigungen bei Ehebruch
und Handamputationen bei Diebstahl. Knapp eine Million Menschen sind
dem UN-Flüchtlingshilfswerk zufolge in Nachbarländer geflohen.
Mali
Knapp 13 000 Menschen flohen laut EU 2014 aus Mali nach Europa. Der
westafrikanische Staat gehört einem UN-Index zufolge zu den ärmsten
Ländern der Welt. Zudem wird der Norden des Landes seit Jahren von
Kämpfen zwischen Islamisten, kriminellen Banden und
Regierungstruppen erschüttert. Seit 2013 versuchen die Vereinten
Nationen mit einer rund 11 000 Mann starken Blauhelmtruppe dort für
Ordnung zu sorgen. Auch die Bundeswehr ist mit 200 Soldaten in Mali
im Einsatz, vor allem im Süden. Die Bundesregierung erwägt, sich auch
an der Blauhelmmission im Norden zu beteiligen.
Gambia
Das westafrikanische Gambia wird seit 1994 mit harter Hand von
Präsident Yaya Jammeh regiert. Mehr als 11 500 Menschen flohen im
vergangenen Jahr aus dem kleinsten Land Afrikas, das bis auf einen
Küstenstreifen ganz vom Senegal umschlossen wird. Rund die Hälfte der
Menschen in Gambia sind Unicef zufolge Analphabeten. Das Land gehört
UN-Daten zufolge zu den ärmsten Ländern der Welt.