Juncker für mehr «gesunden Menschenverstand» in der Flüchtlingskris e
26.02.2016 17:35
Rom (dpa) - EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat
Mitgliedstaaten der Union in der Flüchtlingskrise mangelndes
Urteilsvermögen vorgehalten. Einzelne Länder nannte er nicht. «Es
wäre schön, wenn der gesunde Menschenverstand wieder seinen
rechtmäßigen Platz in Europa einnehmen würde», sagte er nach einem
Treffen mit Italiens Regierungschef Matteo Renzi am Freitag in Rom.
«Barrieren lösen keine Probleme. Im Gegenteil, sie erschweren die
Lage für andere EU-Länder, speziell in Südeuropa und auf dem Balkan
»,
betonte Juncker.
Gleichzeitig lobte der Luxemburger das «vorbildliche Verhalten»
Italiens im Umgang mit dem Flüchtlingszustrom. Das Land könne als
«Modell» für andere EU-Staaten dienen, die sich viel zu zögerlich
verhielten. Überhaupt gebe es mit Italien mehr Gemeinsamkeiten als
Differenzen, lobte Juncker. Noch in den vergangenen Wochen hatte er
Rom mehrmals scharf kritisiert.
Der Sozialdemokrat Renzi war zuletzt auf Konfrontationskurs mit
Brüssel gegangen und hatte unter anderem die Sparpolitik angezweifelt
und eine deutsche Vorherrschaft in der EU beklagt. Anfang Februar
hatte Rom dann aber überraschend im monatelangen Streit um die
versprochene Türkeihilfe von drei Milliarden Euro eingelenkt. Renzi
hatte sich zuvor dafür stark gemacht, das Geld komplett aus der
EU-Kasse zu nehmen, konnte sich aber letztlich nicht durchsetzen.