Zypern verlässt das Hilfsprogramm - eine Erfolgsgeschichte Von Takis Tsafos, dpa
30.03.2016 07:30
Augen zu und durch. So hieß das Motto der Zyprer, nachdem
internationale Geldgeber ein hartes Sparprogramm verlangten. Es war
nötig, um die Banken und damit auch die kleine Inselrepublik im
Mittelmeer zu retten. Es hat geklappt. Zypern ist aus dem Schneider.
Nikosia (dpa) - Im Gedächtnis der Menschen auf Zypern sitzt der
Schock immer noch tief. Vor rund drei Jahren - im März 2013 - kam die
Hiobsbotschaft der Europartner: Wenn Ihr Geld haben wollt, damit eure
Banken nicht zusammenbrechen, dann müsst ihr nicht nur den Gürtel
enger schnallen. «Bail in» hieß der neue Begriff; und die Zyprer
haben schnell gelernt, was das bedeutet. Die Kunden der Banken
mussten für einen Teil der Rettung ihrer Geldinstitute zahlen: Wer
mehr als 100 000 Euro auf seinem Konto hatte, musste sich von 47,5
Prozent seiner Geldeinlagen über diesem Betrag verabschieden. Das war
damals eine Premiere in der Rettungspolitik der Eurozone, in der seit
dem Beginn des griechischen Schuldendramas 2010 zeitweise fünf
Krisenländer mit Hilfsmilliarden gestützt werden mussten.
Drei Jahre später zeigen sich die Finanzminister der Euro-Staaten
zufrieden über das Ende März auslaufende Hilfsprogramm für Zypern.
Das Land habe einen sehr guten Job gemacht und könne sich wieder
selbst finanzieren, sagte Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem
unlängst in Brüssel.
Der Start in das Hilfsprogramm war 2013 indes alles andere als
einfach: Zunächst leistete die Regierung unter Präsident Nikos
Anastasiades Widerstand. Das kleine Zypern musste aber schnell
umdenken: Die Geldgeber blieben hart, die Europäische Zentralbank
(EZB) drehte den Geldhahn zu, die zyprischen Banken wurden
geschlossen. Die Menschen konnten nur noch geringe Beträge abheben.
Transaktionen wurden auf Eis gelegt. Bald konnten die Unternehmen
ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. «Es war wie ein
langsames Ertrinken», beschreibt einer der Hoteliers im Zentrum
Nikosias die damalige Lage.
Dann setzten sich Politiker, Parteien, Unternehmer und Banker in
Nikosia zusammen. Das Ergebnis war die Erkenntnis, dass man sich
beugen muss. «Augen zu und durch», lautete der Tenor damals in der
zyprischen Presse.
Zwar gab es jede Menge innenpolitischer Streitigkeiten, wer wohl
verantwortlich für die verfahrene Lage sei. Am Ende aber einigten
sich die Zyprer. Der Preis: Die Kunden des größten Geldinstituts, der
Bank of Cyprus (BOC), wurden mit 47,5 Prozent ihrer Guthaben von mehr
als 100 000 Euro zur Sanierung herangezogen. Die zweitgrößte Bank des
Landes, die Laiki Bank, wurde zerschlagen. Als Gegenleistung griffen
die Europartner und der IWF Zypern mit Finanzhilfen von insgesamt
zehn Milliarden Euro unter die Arme. Die Zyprer selbst mussten 13
Milliarden Euro beisteuern.
Als Erfolgsrezept gilt heute, dass sich die Zyprer - anders als die
Griechen - auf die Umsetzung der Sparmaßnahmen konzentriert und keine
Entscheidungen aufgeschoben haben. Im Frühjahr 2013 waren strenge
Kapitalkontrollen eingeführt worden. Während der ersten Monate
durften Reisende höchstens tausend Euro pro Auslandsreise mit sich
führen. Der Staatsapparat wurde verkleinert, es kam zu
Privatisierungen. Gut zwei Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise am 6.
April 2015 kam der erste Erfolg. Alle Einschränkungen im Geldverkehr
des Landes wurden aufgehoben.
«Wir haben voll und ganz ohne Abweichungen das Memorandum
eingehalten», sagt der zyprische Finanzminister Charis Georgiades
immer wieder. Sowohl er als auch Staatspräsident Anastasiades warnen
aber auch. «Das Schlimmste haben wir überwunden. Doch die
Sparmaßnahmen werden andauern, damit wir nicht wieder das erleben,
was uns vor drei Jahren zugestoßen ist», sagt Anastasiades immer
wieder.
Viele der umgesetzten Reformen führten Zypern zurück auf einen Weg
nachhaltigen Wachstums, lobte Dijsselbloem. Nikosia habe lediglich
6,5 Milliarden Euro an Hilfen in Anspruch genommen, die Aussichten
des Landes seien nun deutlich besser. Nach Portugal, Spanien und
Irland gilt Zypern damit als das vierte erfolgreiche
Euro-Hilfsprogramm.