Schäfer fordern EU-Förderung für Schafe - Demonstration vor Schloss
12.04.2018 13:54
Weil seit 2005 in Deutschlands Agrarsubvention keine Tierprämien mehr
gezahlt werden, kommen Schäfer immer mehr in Not. Sie fordern deshalb
Hilfe von der Politik und dringen auf eine Agrar-Förderung wie in den
meisten anderen EU-Ländern.
Schwerin (dpa/mv) - Mit einer symbolträchtigen Aktion vor dem Landtag
in Schwerin haben Schäfer aus Mecklenburg-Vorpommern mehr staatliche
Unterstützung für ihren Berufsstand verlangt. Sie übergaben dem
Petitionsausschuss des Parlaments am Donnerstag ein von bundesweit
120 000 Menschen unterzeichnetes Forderungspapier, das auf die
Wiedereinführung einer Weidetierprämie zielt.
Seit der Agrarreform 2005 würden EU-Fördergelder in Deutschland nur
noch flächenbezogen ausgereicht. Das benachteilige insbesondere
Schäfer, die häufig über kein eigenes Land verfügten, sagte der
Schäfer Detlef Mohr aus Klein Salitz (Nordwestmecklenburg), der mit
seinen Kollegen vor dem Schloss demonstrierte und dafür auch einige
Schafböcke mitgebracht hatte. Ähnliche Aktionen sollte es am
Donnerstag auch vor anderen Landtagen in Deutschland geben.
Agrarstaatssekretär Jürgen Buchwald, der sich dem Dialog mit den
Schäfern stellte, machte deutlich, dass eine Änderung der
Agrarförderung nur im Verein aller Bundesländer und dann auch nur von
der neuen Förderperiode ab 2021 möglich sei. Agrarminister Till
Backhaus (SPD) habe dazu bereits Vorschläge gemacht. Das Land nutze
seine Möglichkeiten zur Unterstützung der Schäfer bereits. So würde
n
die Deiche an Elbe und Ostsee für die Beweidung mit Schafen vergeben.
Dafür und auch für die Pflege von Naturschutzflächen seien Schafe von
großer Wichtigkeit, betonte Buchwald.
Nach Berechnung des Schafzuchtverbandes würde schon die Umwidmung von
2 Euro aus der Flächenprämie von derzeit 286 Euro je Hektar zugunsten
der Schäfer eine auskömmliche Finanzierung sicherstellen. Doch
dagegen gebe es Widerstand von Seiten der großen Agrarbetriebe, hieß
es. In 22 europäischen Mitgliedstaaten werden dem Verband zufolge
jährlich rund 500 Millionen Euro an Weidetierprämien für Schafe und
Ziegen gezahlt.
In der Landtagsdebatte im März hatten Sprecher mehrerer Fraktionen
den Schäfern Unterstützung für ihr Anliegen zugesichert. «Den warme
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Worten müssen Taten folgen», betonte Mohr. So könne das Land über d
en
Bundesrat auf eine Änderung der Agrarförderung hinwirken.
Laut Verband gab es im Jahr 2016 bundesweit noch 989 Schäfereien im
Haupterwerb. Dies seien 13 Prozent weniger als 2010. Wegen der hohen
Kosten einer naturnahen Tierhaltung sei die Schäferei nicht
wirtschaftlich und am preisgetriebenen Markt kaum konkurrenzfähig. In
Mecklenburg-Vorpommern gibt es nach Angaben des Landesverbands noch
rund 71 000 Schafe. Gut die Hälfte davon werde in den etwa 50
verbliebenen Schäfereien mit mehr als 300 Tieren gehalten.