EU-Rechnungshof: Maßnahmen gegen Chemie in Lebensmitteln verbessern

15.01.2019 13:51

Pestizide, Aromastoffe, Plastikpartikel: In unserem Essen steckt viel
Chemie. Manche Stoffe und Dosierungen können dem Menschen schaden.
Der Kampf gegen sie muss effektiver werden, mahnt der Rechnungshof.

Luxemburg (dpa) - Gegen ungesunde Chemikalien in Lebensmitteln muss
aus Sicht der obersten EU-Rechnungsprüfer effektiver vorgegangen
werden. Die EU-Regeln seien «überfrachtet» und die Staaten mit den

Lebensmittelkontrollen überfordert, kritisierte der Europäische
Rechnungshof in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht. Eine
Lösung sei, die Labors der Lebensmittelindustrie stärker in die
Kontrollen einzubeziehen, um staatliche Stellen zu entlasten.

Als potenziell gefährlich gelten nach den EU-Regeln rund 8000
Substanzen - neben Mitteln zur Schädlingsbekämpfung gehören dazu
Farb- und Aromastoffe, Tiermedikamente sowie Plastik. Die
Lebensmittel in der EU seien im weltweiten Vergleich zwar besonders
sicher, sagte der zuständige Rechnungsprüfer Janusz Wojciechowski.
Dennoch stehe das derzeitige System vor Herausforderungen.

Die Regeln seien so umfangreich, dass es den nationalen Prüfstellen
nicht gelinge, alle Aufgaben zu erfüllen. «Tausende Stoffe werden
praktisch nicht kontrolliert», sagte Wojciechowski. Dies betreffe vor
allem Zusatzstoffe - sie werden auf Lebensmittelverpackungen mit
einer sogenannten E-Nummer gekennzeichnet. Hinzu komme, dass einige
EU-Staaten bestimmte Chemikalien seltener kontrollierten als andere.
Das gefährde die Glaubwürdigkeit des Systems.

Daneben beanstandeten Wojciechowski und seine Kollegen, dass die
Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA mit ihrer Arbeit

im Bereich der Chemikalien im Rückstand sei. Die EFSA soll die
EU-Institutionen eigentlich bei der Entscheidungsfindung beraten.

Der Rechnungshof forderte die EU-Kommission auf, die Auflagen für die
Lebensmittelindustrie zu überarbeiten und stärker mit der Wirtschaft
zu kooperieren. «Die Kapazitäten der staatlichen Prüfstellen reichen

schlicht nicht aus», sagte Wojciechowski. Die Lebensmittelindustrie
müsse Prüfungen übernehmen. «Es ist in ihrem eigenen Interesse, die

Regeln anzuwenden, weil sie Verantwortung trägt, wenn es zu
chemischen Verunreinigungen kommt.»

Der Rechnungshof hat für seinen Bericht beispielhaft die
Lebensmittelkontrollen in Italien, den Niederlanden und Slowenien
untersucht. Die Prüfung erfolgte von Dezember 2017 bis Mai 2018.