FDP-Generalsekretärin Beer warnt vor «Panikmache» beim Klimawandel

25.01.2019 16:41

Der Klimawandel befördert extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen,
Fluten oder Stürme. Da ist sich die Wissenschaft ziemlich einig.
FDP-Generalsekretärin Beer hat allerdings Zweifel.

Berlin (dpa) - FDP-Generalsekretärin Nicola Beer hält Warnungen vor
den Folgen der Erderwärmung teils für überzogen. «Natürlich haben
wir
eine Häufung von Extremwetterereignissen», sagte Beer am Freitag in
Berlin. Allerdings werde «auch damit Panikmache betrieben». Auf
Nachfrage erklärte sie: «Das sind politische Kräfte oder auch die ein

oder andere NGO, die das macht.» Den Klimawandel zweifle sie aber
nicht an, betonte Beer.

Mit Blick auf extreme Wetterereignisse sagte Beer, die beim
FDP-Europaparteitag an diesem Sonntag in Berlin offiziell zur
Spitzenkandidatin ihrer Partei für die Europawahl gekürt werden soll,
es gehe um «sehr langfristige Entwicklungen». Noch fehle eine
«komplette, abschließende, auch wissenschaftliche Bewertung». Sie
erklärte: «Da gibt es ja durchaus auch Streit zwischen einzelnen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.» Es sei aber wichtig, die
Folgen der Entwicklung zu begrenzen.

Der Weltklimarat der UN sieht indes einen deutlichen Zusammenhang
zwischen extremen Wetterereignissen und der Erderwärmung. «Seit ca.
1950 wurden Veränderungen vieler extremer Wetter- und Klimaereignisse
beobachtet», heißt es im jüngsten Bericht von 2014. «Einige dieser

Veränderungen wurden mit Einflüssen des Menschen in Verbindung
gebracht, darunter ein Rückgang kalter Temperaturextreme, ein Anstieg
warmer Temperaturextreme, eine Zunahme extrem hoher Meeresspiegel und
ein Anstieg der Anzahl von Starkniederschlagsereignissen in etlichen
Regionen.» Je nach Art des Wetterereignisses halten die
Wissenschaftler den Zusammenhang für mehr oder weniger
wahrscheinlich. Generell lässt sich kaum belegen, dass ein einzelnes
Ereignis auf den Klimawandel zurückgeht, die meisten Wissenschaftler
sind sich aber über den Trend einig.

Die «Taz» hatte am Freitag über Äußerungen Beers zum Klimawandel

berichtet. In einem Tweet vom August 2017 schrieb sie zu einem Video
der Grünen, das extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Brände

und Hagel auf den Klimawandel zurückführte: «Angstwahlkampf. Und
angebliches Auftreten von mehr Extremwetterereignissen ist
#FakeNews.»

Beer kündigte am Freitag auch an, sie wolle beim Parteitag am Sonntag
klar Stellung beziehen zur Regierung des rechtsnationalen ungarischen
Ministerpräsidenten Viktor Orban. Der «Spiegel» hatte in der
vergangenen Woche von engen Bindungen ihres Mannes zu Orban und
seinem Umfeld berichtet und Vorwürfe der EU-Abgeordneten Nadja Hirsch
aufgegriffen, die Beer versuchte Einflussnahme im Sinne der
ungarischen Regierung unterstellte - was Beer zurückweist.

Beer betonte, sie stehe der Regierung Orbans, der unter anderem
Einschränkungen der Pressefreiheit vorgeworfen werden, nicht nahe.
«Das werde ich auch auf dem Parteitag wiederholen: Ich habe keinerlei
Sympathien für die illiberale Demokratie von Herrn Orban oder auch
für Herrn Orban selber.» Ähnlich hatte sie sich bereits zuvor in den

Zeitungen der Funke Mediengruppe geäußert. «Ich habe aber auch
keinerlei Sympathien für Herrn Salvini oder Herrn Tsipras», fügte sie

mit Blick auf den italienischen Innenminister der rechten Lega-Partei
und den linken griechischen Ministerpräsidenten hinzu.

Orbans Fidesz-Partei ist Mitglied der gleichen Parteienfamilie wie
CDU und CSU, der Europäischen Volkspartei (EVP).