Brüssel ermittelt in polnischem Fleischskandal - 13 Länder betroffen
01.02.2019 15:01
Ein Schlachthof in Polen tötete nachts heimlich kranke Tiere,
tonnenweise gelangte das Fleisch in Umlauf - auch in die EU.
Warschauer Behörden nehmen die Produkte vom Markt, schließen
Gesundheitsrisiken jedoch aus. Auch die EU-Kommission ermittelt.
Brüssel (dpa) - Die EU-Kommission hat wegen eines Fleischskandals auf
einem Schlachthof in Polen Ermittlungen eingeleitet. Kontrolleure
sollten am Montag nach Polen reisen, um die Situation zu analysieren,
erklärte eine Sprecherin der Brüsseler Behörde am Freitag. Die
betreffende Fabrik in der Woiwodschaft Masowien, gegen die polnische
Behörden inzwischen unter anderem wegen illegaler Schlachtung
ermitteln, sei geschlossen, hieß es. Etwa 9,5 Tonnen Fleisch seien
in Umlauf gelangt, ein Drittel davon ins EU-Ausland. Ein
Gesundheitsrisiko besteht nach Angaben der Behörden nicht. Das
Fleisch werde zurückverfolgt und vom Markt genommen. Mindestens 13
Länder sind betroffen, darunter auch Deutschland.
Hintergrund ist ein Bericht des polnischen Nachrichtensenders TVN24
über skandalöse Praktiken in einem Schlachthaus in der Woiwodschaft
Masowien. Dort sollen kranke Tiere heimlich geschlachtet und das
Fleisch in Umlauf gebracht worden sein. Ein Reporter hatte sich bei
der Firma als Arbeiter eingeschleust.
Der Leiter des polnischen Hauptveterinäramts Pawel Niemczuk
bestätigte die rechtswidrigen Praktiken: «Das war ein illegales
Prozedere in der Nacht, als es keine Veterinäraufsicht gab.»
Laut EU-Kommission sind nach bisherigem Stand außer Polen auch
Deutschland, Frankreich, Spanien, Estland, Finnland, Ungarn,
Lettland, Litauen, Rumänien, die Slowakei, Schweden und Portugal
betroffen. Das Ausmaß ist noch nicht vollends klar, wie es hieß.
Polnische Behörden nehmen das Fleisch und die Produkte wegen der
illegalen Schlachtung vom Markt, schlossen eine Gefahr für Gesundheit
und Leben von Menschen jedoch aus. Das Fleisch und daraus erzeugte
Produkte könnten verzehrt werden, teilten Veterinär- und Sanitäramt
nach Untersuchungen mit.
Polens Landwirtschaftsminister Jan Krzysztof Ardanowski sprach aber
von einem Einzelfall. Dieser Betrug schade dem Ruf polnischer
Lebensmittel enorm, kritisierte er. Warschau kündigte als Reaktion
verschärfte Kontrollen von Schlachtbetrieben an.
Nach Frankreich sind laut Landwirtschaftsminister Didier Guillaume
rund 800 Kilogramm verdorbenes Fleisch gelangt, 150 Kilo davon wurden
sichergestellt. Ob verdorbenes Fleisch auch in den Handel gelangte,
sei bisher nicht klar. Tschechien kündigte intensive Kontrollen von
importiertem Rindfleisch aus Polen an.
In der Slowakei sind mindestens 300 Kilogramm Rindfleisch offenbar in
den Handel und sogar in Schulküchen gelangt, hieß es aus dem
Agrarministerium in Bratislava. Regierungschef Peter Pellegrini
richtete eine Videobotschaft an alle Schulleiter der Slowakei, in
ihren Schulküchen kein Importfleisch mehr zu erlauben.