Hermannstadt - Zentrum der Siebenbürger Sachsen
09.05.2019 04:05
Hermannstadt (dpa) - Der Tagungsort des EU-Gipfels in Rumänien trägt
offiziell zwei Namen: Sibiu (Rumänisch) und Hermannstadt (Deutsch).
Die Stadt mit der Bilderbuch-Architektur aus sieben Jahrhunderten ist
kulturelles Zentrum der Siebenbürger Sachsen und Heimat des
Staatspräsidenten Klaus Iohannis.
In ganz Rumänien leben laut Statistik noch etwa 36 000 ethnische
Deutsche, nur etwa ein Zehntel der Zahl von 1930. In Hermannstadt
sind es noch 1500 von knapp 150 000 Einwohnern. Die Vorfahren der
Siebenbürger Sachsen hatten sich vom 12. Jahrhundert an dort
niedergelassen. Sie waren vor allem aus dem Luxemburger Raum
gekommen, dessen Dialekt noch heute der siebenbürgisch-sächsischen
Mundart ähnelt.
Das Hochdeutsche kam durch den Einfluss der österreichischen
Hegemonie nach Siebenbürgen, aber auch durch den Protestantismus. Nur
wenige Jahre, nachdem Martin Luther 1517 seine Thesen veröffentlicht
hatte, zirkulierten diese bereits in Siebenbürgen, 1543 wurde bei den
Sachsen das evangelische Glaubensbekenntnis eingeführt. Hermannstadt
ist bis heute Sitz der evangelischen Kirchenführung.
Während Iohannis' Mandat als Bürgermeister (2000-2014) blühten in
Hermannstadt die Wirtschaft und die Kultur wieder auf. Viele
Investoren aus dem deutschsprachigen Raum ließen sich nieder,
historische Gebäude wurden renoviert. Die Stadt zog Touristen an.
Eine der Hauptattraktionen ist die «Lügenbrücke» im Zentrum. Der
Legende nach soll sie einstürzen, sobald ein Lügner sie betritt.