Vom Ketchup bis zum Traktor: EU erhebt Strafzölle auf US-Produkte

10.11.2020 00:05

Brüssel (dpa) - Die Europäische Union erhebt von diesem Dienstag an
auf die Einfuhr von zahlreichen Waren aus den USA neue Strafzölle.
Die von der Welthandelsorganisation WTO genehmigten Sonderabgaben
wegen unerlaubter Subventionen für den US-Flugzeugbauer Boeing werden
auf Nahrungs- und Genussmittel wie Tomatenketchup, Nüsse, Rum und
Wodka fällig. Zu den betroffene Produkten gehören aber auch
Videospiel-Konsolen, Traktoren, Schaufellader und Flugzeuge. Der
Strafzoll auf Luftfahrzeuge beträgt 15 Prozent, der auf alle anderen
Produkte 25 Prozent.

Die EU hatte die Zusatzabgaben am Montag angekündigt. Hintergrund
ist, dass Streitschlichter der Welthandelsorganisation WTO Mitte
Oktober entschieden, dass die EU wegen unerlaubter Subventionen für
Boeing Strafzölle auf US-Importe im Umfang von knapp vier Milliarden
Dollar (3,4 Milliarden Euro) im Jahr verhängen darf.

In einem ähnlich gelagerten Fall hatten Schlichter den USA wegen
unerlaubter Subventionen für den europäischen Flugzeugbauer Airbus
Strafzölle auf Produkte aus der EU im Umfang von 7,5 Milliarden
Dollar genehmigt. Die USA führten danach Sonderabgaben auf Produkte
aus der EU ein. Betroffen sind neben Flugzeugen zum Beispiel Wein aus
Deutschland und Frankreich, Parmesan aus Italien und Olivenöl aus
Spanien.

Die EU hofft, dass sich nun der künftige US-Präsident Joe Biden zu
ernsthaften Gesprächen über eine Beilegung des seit Jahren
anhaltenden Streits um Subventionen für die Luftfahrtindustrie
bereiterklärt. Unter US-Präsident Donald Trump gab es bis zuletzt
keine Annäherung.

Trump hatte auch US-Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte
einführen lassen, auf die die EU mit Vergeltungszöllen auf
US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter
reagierte. Für Verbraucher ist der Handelsstreit ärgerlich, da
Sonderzölle zu Preiserhöhungen für die jeweils betroffene Produkte
führen können.