) Autoindustrie: Zu strenge EU-Abgasnorm wäre Ende des Verbrenners
15.11.2020 16:59
Kurz vor dem «Autogipfel» der Bundesregierung mit Branchenvertretern
bringt Wirtschaftsminister Altmaier eine deutliche Verlängerung der
Kaufprämie für E-Autos ins Spiel - während der Branchenverband
bereits vor dem Ende des Verbrenners warnt.
Berlin (dpa) - Die Autoindustrie befürchtet bei zu scharfen
Abgasgrenzwerten der EU das Aus für Autos mit Verbrennungsmotoren ab
2025. «Mit der Einführung der geplanten EU-7-Norm wird die
EU-Kommission Autos mit Verbrennungsmotor ab 2025 de facto
verbieten», sagte die Chefin des Branchenverbandes VDA, Hildegard
Müller, der Deutschen Presse-Agentur.
Um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens einhalten zu können,
möchte die EU die CO2-Grenzwerte verschärfen. Die «Bild am Sonntag»
berichtete über eine Studie im Auftrag der EU-Kommission, auf deren
Basis die Grenzwerte einer neuen Euro-7-Abgasnorm festgelegt werden
sollen. Noch ist nichts entschieden, aber die Studie legt den
Entscheidern in der Kommission teils deutlich strengere Regeln nahe,
als in der Abgasnorm Euro 6 gelten.
«Die Kommission will vorschreiben, dass künftig ein Fahrzeug in jeder
Fahrsituation quasi emissionsfrei bleiben muss - sei es mit Anhänger
am Berg oder im langsamen Stadtverkehr. Das ist technisch unmöglich
und das wissen auch alle», kritisierte Müller. Damit kämen die
geplanten Verschärfungen einem Verbot von Autos mit
Verbrennungsmotoren gleich. «Statt eines Verbotes brauchen wir
Innovationen und Investitionen in E-Fuels und die Brennstoffzelle.
Nicht der Verbrenner ist das Problem, sondern der Kraftstoff.»
Die EU setze den Schwerpunkt auf Elektromobilität. «Bislang fehlt es
aber an einer ausreichenden Ladeinfrastruktur für die neuen E-Autos -
und zwar in ganz Europa», warnte Müller.
VW-Chef Herbert Diess zeigte sich in einem Interview mit der
«Automobilwoche» vom Wandel zur E-Mobilität überzeugt. «In
verschiedenen Ländern wird diskutiert, ab wann nur noch
emissionsfreie Fahrzeuge verkauft werden dürfen.
Zulassungsbeschränkungen für Verbrenner oder gar Verbote dieses
Antriebs werden die Frage von allein beantworten, was Kunden künftig
noch kaufen können», sagte Diess. In Ländern mit geringem Autoverkehr
ist es nach seiner Einschätzung sogar sinnvoll, «von Anfang an
elektrisch zu denken».
Am Dienstag soll sich der nächste «Autogipfel» zwischen Bund,
Ländern, Branchenvertretern und Gewerkschaften unter anderem mit
alternativen Antrieben befassen.
Ein Instrument zur Förderung der Elektromobilität will
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nun ausbauen: Er setze
sich für eine Verlängerung der sogenannten Innovationsprämie für
E-Autos bis 2025 ein, sagte er der «Bild am Sonntag». Bisher gilt der
erhöhte Umweltbonus nur bis Ende 2021. «Ich möchte, dass die
Hunderttausenden Beschäftigten in der Autoindustrie auch in 10 oder
15 Jahren noch gute Arbeitsplätze haben», sagte Altmaier. «Dazu
leistet die Innovationsprämie einen wichtigen Beitrag.»
Bereits seit 2016 soll der sogenannte Umweltbonus den Verkauf von
E-Autos und Plug-in-Hybriden in Deutschland ankurbeln. Im Zuge des
Corona-Konjunkturpakets hat die Bundesregierung ihn noch einmal
kräftig erhöht. Dieser aufgestockte Umweltbonus wird
Innovationsprämie genannt. Seit der Erhöhung ist die Zahl der
Förderanträge deutlich gestiegen.