EU-Kommission für Corona-Schnelltests - Teils schon im Masseneinsatz

18.11.2020 14:30

«Testen, testen, testen» wird in der Corona-Krise immer wieder als
Rezept beschworen. Die gewöhnlichen PCR-Tests sind allerdings recht
aufwendig. Deshalb wirbt die EU-Kommission für eine Alternative.

Brüssel (dpa) - Die schnellen Antigen-Tests können nach Ansicht der
EU-Kommission erheblich zur Eindämmung der Corona-Pandemie beitragen.
Das Testen sei ein entscheidendes Werkzeug im Kampf gegen das Virus,
sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides in Brüssel. Deshalb
stellte die Brüsseler Behörde am Mittwoch unverbindliche Empfehlungen
für den Gebrauch der Antigen-Tests vor. Kanzlerin Angela Merkel und
die anderen EU-Staats- und Regierungschefs werden an diesem
Donnerstag erneut in einer Videoschalte über eine gemeinsame Linie in
der Corona-Krise beraten.

Antigen-Tests reagieren zwar weniger empfindlich auf das Coronavirus
als sogenannte PCR-Tests, liefern aber schneller ein Ergebnis - in
der Regel nach 15 bis 30 Minuten.

Der EU-Kommission zufolge sollten sie in Situationen benutzt werden,
in denen das schnelle Erkennen Infizierter bei der Bewältigung eines
Ausbruchs helfe oder eine regelmäßige Kontrolle von Hochrisikogruppen
nötig sei - etwa von medizinischem Personal oder Pflegekräften in
Altersheimen. Um die Ausbreitung des Virus zu kontrollieren,
Infektionen zu entdecken und Quarantänemaßnahmen zu begrenzen,
sollten die EU-Staaten deshalb zusätzlich zu den PCR-Tests die
schnellen Antigen-Tests nutzen, hieß es.

Demnach könnten die Tests unter anderem auch grenzüberschreitenden
Verkehr ermöglichen. Dazu müssten die EU-Staaten die Tests, die von
befugten Testeinrichtungen durchgeführt werden sollten, aber
gegenseitig anerkennen.

In der Slowakei waren die Antigen-Tests jüngst bereits im großen Stil
zum Einsatz gekommen. In dem mitteleuropäischen Land wurde ein
Großteil der über Zehnjährigen getestet. Anschließend wurden die
geltenden Einschränkungen ein wenig gelockert. Ähnlich will die
Südtiroler Landesregierung am kommenden Wochenende vorgehen - dann
sollen rund zwei Drittel der Bevölkerung, etwa 350 000 Menschen,
einen freiwilligen Antigen-Test machen. So sollen die Corona-Zahlen
gedrückt werden.

Ähnlich könnte die spanischen Hauptstadtregion um Madrid vorgehen.
Bis Weihnachten könnten dort alle 6,6 Millionen Einwohner auf das
Coronavirus getestet werden. Die konservative Regionalpräsidentin
Isabel Díaz Ayuso stellte dazu am Dienstag bei der EU-Kommission den
Antrag, dass die Antigen-Tests in Apotheken in der gesamten EU
zugelassen werden. Die spanische Zentralregierung weigert sich, dafür
grünes Licht zu geben.

Der regionale Gesundheitsminister Enrique Ruiz Escudero von der
konservativen Volkspartei betonte jedoch, der Vorschlag für
Massentests stamme vom kleineren Koalitionspartner, der liberalen
Partei Ciudadanos, wie die Zeitung «La Vanguardia» am Mittwoch
berichtete. Es sei kaum möglich, binnen fünf Wochen die gesamte
Bevölkerung zu testen. Man wolle versuchen, so viele Menschen wie
möglich zu testen, zitierte die Agentur Europa Press den Minister.

In Deutschland sollen nach Angaben des Gesundheitsministeriums
Pflegeheime und Krankenhäuser durch den Einsatz der Schnelltests
besser geschützt werden. Die Tests eigneten «sich besonders für
Besucher, Beschäftigte, Bewohner und Patienten» und sollten
verhindern, «dass sich alte und kranke Mitbürgerinnen und Mitbürger
mit dem Coronavirus anstecken».

Um weitere Testkapazitäten zu schaffen, unterstützt die EU-Kommission
die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung mit 35,5
Millionen Euro. Dies solle die Ausbildung von Personal und die nötige
Anschaffung von Ausrüstung ermöglichen, hieß es.