Bootsmigranten harren in überfülltem Camp auf Lampedusa aus

12.05.2021 15:52

Rom (dpa) - Etwa 1500 Bootsmigranten haben am Mittwoch in einem
überfüllten Camp auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa
ausgeharrt. Das Auffanglager ist nach italienischen Medienberichten
nur für wenige hundert Bewohner ausgelegt. Sie gehörten großteils zu

den über 2000 Männern, Frauen und Kindern, die seit dem Wochenende
von der afrikanischen Küste nach Lampedusa gekommen waren. Ein Teil
der Geflüchteten musste im Freien übernachten, hieß es.

Die Behörden planen eine Verlegung unter anderem auf
Quarantäne-Schiffe. Doch starker Wind auf der Insel vor Tunesien, die
offiziell zu Sizilien gehört, habe weitere Fortschritte verhindert,
berichtete das Fernsehen am Mittwoch. Wegen der rauen See habe auch
die Zahl der Boote abgenommen, die etwa aus Libyen einträfen.

Die Regierung in Rom ist bemüht, von anderen EU-Staaten eine Zusage
für die Übernahme von Bootsmigranten zu bekommen. Bis zum
Mittwochnachmittag hatte sich nach Angaben der EU-Kommission jedoch
kein Land dazu bereit erklärt. Es gebe keine Neuigkeiten, hieß es auf
Anfrage aus der Behörde. EU-Innenkommissarin Ylva Johansson hatte am
Montag dazu aufgerufen, Italien zu helfen.

Das Thema stand auch auf der Tagesordnung bei Gesprächen, die
Bundesaußenminister Heiko Maas am Mittwoch bei einem Treffen mit
seinem italienischen Amtskollegen Luigi Di Maio in Rom führen wollte.
«Wir sind grundsätzlich der Auffassung, dass man Italien nicht
alleine lassen kann mit dieser Situation», hatte der SPD-Politiker am
Dienstag zu Beginn des Besuchs gesagt. Maas erläuterte, dass
Deutschland in der Vergangenheit Flüchtlinge aus Italien und
Griechenland aufgenommen habe. «Wir werden auch innerhalb der
Europäischen Union dafür werben, dass das andere auch tun.»

In Italien hat sich die Zahl der Migranten, die bis zum 12. Mai übers
Mittelmeer kamen, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als
verdreifacht. Bis Mittwoch wurden über 13 000 Menschen registriert.
Ankömmlinge müssen zunächst stets in eine Corona-Quarantäne.
Besonders viele kamen aus Tunesien, Bangladesch und der
Elfenbeinküste. Die Werte 2021 liegen in Italien jedoch noch weit
unter denen aus der Flüchtlingskrise vor einigen Jahren.