Deutsche Badegewässer großteils mit ausgezeichneter Wasserqualität Von Steffen Trumpf, dpa

01.06.2021 12:05

Wenn die Corona-Pandemie schon so einiges verhindert, dann soll
zumindest dem Sprung in den nächsten Badesee in diesem Sommer nichts
im Wege stehen. Die EU-Umweltagentur EEA gibt dafür mit Blick auf die
Wasserqualität von Europas Badestellen fast ausnahmslos grünes Licht.

Kopenhagen (dpa) - Die Badegewässer in Deutschland bieten weiterhin
überwiegend hervorragende Wasserbedingungen. Wie die Europäische
Umweltagentur EEA in einem am Dienstag vorgelegten Bericht mitteilte,
wiesen 89,9 Prozent aller im Jahr 2020 analysierten deutschen Seen,
Flüsse und Küstengewässer eine ausgezeichnete Wasserqualität auf. N
ur
11 der 2304 Badestellen bekamen Mängel attestiert, weil dort zu viele
bedenkliche Bakterien im Wasser entdeckt worden waren - ein Jahr
zuvor waren es 8 gewesen.

Aktuell betrifft dies wie im Vorjahr eine Stelle an der Elbe bei
Brokdorf in Schleswig-Holstein und diesmal auch die Schlei bei
Winningmay im Kreis Schleswig-Flensburg. Insgesamt wurden in
Deutschland fünf Binnen- und sechs Küstengewässern Mängel
bescheinigt.

Mehr als 96 Prozent erfüllten zuletzt die in der EU gültigen
Mindeststandards. Diese Werte sind etwas niedriger als im
Vorjahresbericht. Das liegt unter anderem daran, dass mehr Stellen
als üblich wegen pandemiebedingter Beschränkungen in der Badesaison
2020 nicht angemessen analysiert und somit klassifiziert werden
konnten. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland bei der
Wasserqualität weiter im oberen Mittelfeld.

Die in Kopenhagen ansässige EEA hat für den jährlich erscheinenden
Bericht Daten aus der Badesaison 2020 zu 22 276 Gewässern analysiert,
die sich in den EU-Mitgliedstaaten einschließlich Großbritannien
sowie in Albanien und der Schweiz befinden. Die Umweltexperten
schauten dabei auf die Belastung der Gewässer mit Fäkalbakterien, die
beim Menschen zu Krankheiten führen können, nämlich intestinale
Enterokokken und Escherichia coli. Die Wasserqualität richtet sich
nach der nachgewiesenen Menge dieser Bakterien, die vor allem von
Abwässern und aus der Landwirtschaft herrühren. Bei einer Einstufung
als mangelhaft rät die EEA zu Badeverboten, Warnhinweisen oder
anderen Maßnahmen.

82,8 Prozent dieser mehr als 22 000 Badestellen stuft die EEA diesmal
insgesamt als exzellent ein, 92,6 Prozent erfüllten die
EU-Mindeststandards. Ein Jahr zuvor waren es knapp 85 beziehungsweise
95 Prozent gewesen. Musterknaben sind diesmal erneut Zypern,
Österreich, Griechenland, Malta und Kroatien: Dort bekamen jeweils
mehr als 95 Prozent der Badestellen eine exzellente Wasserqualität
bescheinigt. Deutschland landet mit seinem prozentualen Anteil an
exzellenten Badestellen hinter diesen fünf Ländern und Dänemark auf
Rang sieben. Nicht weit dahinter reihen sich auch die bei Deutschen
besonders beliebten Urlaubsländer Italien und Spanien ein.

Die Qualität der europäischen Badegewässer hat sich nach EEA-Angaben

im Laufe der vergangenen 40 Jahre dank diverser EU-Direktiven immens
verbessert. Die EU-Gesetzgebung habe in diesem Zeitraum nicht nur
dabei geholfen, die Wasserqualität insgesamt zu steigern, sondern
auch dabei, verbesserungsbedürftige Gegenden ausfindig zu machen,
erklärte EEA-Exekutivdirektor Hans Bruyninckx. «Die
Badegewässerqualität in Europa bleibt hoch und das ist eine gute
Nachricht für Europäer, die in diesem Sommer an Strände und
Badestellen aufbrechen werden», erklärte auch EU-Umweltkommissar
Virginijus Sinkevicius.

Die EEA wies in dem Bericht zudem darauf hin, dass sich in den
vergangenen Jahren stark darum bemüht worden sei, die Wasserqualität
in urbanen Gegenden zu steigern. Heute könne man in einigen
europäischen Hauptstädten sicher Baden gehen, unter anderem in der
Donau in Wien und Budapest, in der Spree in Berlin oder im Hafen von
Kopenhagen.

Insgesamt betrachtet liegen zwei Drittel der analysierten Badestellen
an den Küsten Europas. Dort ist die Wasserqualität laut EEA-Angaben
generell besser als im Inland. Der Gesamtanteil an mangelbehafteten
Badegewässern geht seit Jahren zurück: 2020 machten sie noch einen
Anteil von 1,3 Prozent aus, verglichen mit 2 Prozent 2013. In
Deutschland lag dieser Anteil diesmal bei 0,5 Prozent.