EU-Parlament will schnell formelles Rückführungsabkommen mit Marokko

10.06.2021 16:50

Straßburg (dpa) - Nachdem Marokko seine Grenzkontrollen zur
spanischen Nordafrika-Exklave Ceuta zeitweise ausgesetzt hat, fordert
das Europaparlament den baldigen Abschluss eines Abschiebeabkommens
der EU mit dem Königreich. Die aktuellen Spannungen sollten abgebaut
und wieder eine zuverlässige Partnerschaft angestrebt werden, hieß es
in einer am Donnerstag angenommenen Entschließung. Marokko solle sein
Engagement für mehr Zusammenarbeit im Bereich Migration und
Grenzsicherung einhalten. Bereits seit 2000 laufen Verhandlungen
zwischen Marokko und der EU über ein Rückführungsabkommen. Zeitweise

waren diese zum Erliegen gekommen.

Die Abgeordneten begrüßten die Entscheidung Marokkos, die Aufnahme
irregulär in Europa lebender unbegleiteter Minderjähriger zu
erleichtern. Marokko und Spanien sollten zusammenarbeiten, damit
Kinder zurück gebracht und mit ihren Familien vereint werden könnten.

Mitte Mai hatte Marokko als Druckmittel die Grenzkontrollen zur
Enklave Ceuta gelockert. Binnen 36 Stunden gelangten rund 8000
Migranten nach Ceuta und damit faktisch in die Europäische Union,
darunter etwa 2000 Minderjährige. Spanien warf Marokko «Erpressung»
vor. Beobachter in Spanien sind davon überzeugt, dass ein Streit über
die Westsahara, die bis 1975 spanische Kolonie war, die Krise
ausgelöst hat.