Imker und Verbraucherschützer für klare Herkunftsangaben bei Honig

21.06.2021 05:00

Die Deklaration auf Honiggläsern verrät oft nicht, woher er genau
kommt. Der Verbraucher kann so der Geprellte sein, weil er nicht
weiß, was er morgens mit seinem Brötchen isst - Honig aus der Ukraine
und Mexiko vielleicht? Die bayerischen Imker sehen Brüssel am Zug.

Zirndorf (dpa/lby) - Imker in Bayern und Verbraucherschützer fordern
strengere Vorgaben für die Kennzeichnung von Honig. Bisher ist es
beispielsweise ausreichend, wenn Hersteller auf dem Etikett etwa
vermerken: Mischung aus EU- und Nicht-EU-Ländern. «Ich kann den Honig
dann nicht mehr bestimmen, wenn er vermischt ist», kritisierte der
Präsident des Landesverbands der Bayerischen Imker, Stefan Spiegl, im
mittelfränkischen Zirndorf. Sprich: Kommt er aus Deutschland oder
Rumänien, Bulgarien, China oder Mexiko? Der Verbraucher wisse nicht,
was er esse, «aber er sollte wissen, was er kauft», sagte Spiegl.

Auch die Verbraucherorganisation Foodwatch bemängelt die aktuellen
Kennzeichnungsvorschriften. Aus ihrer Sicht müssten die Hersteller
von Lebensmitteln von der EU-Kommission gesetzlich verpflichtet
werden, mindestens die Herkunftsländer der Hauptzutaten ihrer
Produkte anzugeben. «Die Herkunftskennzeichnung hat große Lücken»,

sagte Foodwatch-Sprecher Dario Sarmadi in Berlin.

Das Ursprungsland, in dem der Honig erzeugt wurde, ist auf dem
Etikett anzugeben. Kommt der Inhalt jedoch aus mehreren Ländern,
reichen auch pauschale Angaben für die Mischung: aus «EU-Ländern»,

aus «Nicht-EU-Ländern» oder eben «Mischung von Honig aus EU-Lände
rn
und Nicht-EU-Ländern».

Auch spezielle Siegel helfen dem Konsumenten aus Sicht von Sarmadi
wenig. «Siegeln sollte man eher skeptisch gegenüberstehen», sagte er.

«Jedes Unternehmen kann sich theoretisch sein eigenes Siegel bauen.»
Teilweise gehen die Kriterien nicht über den gesetzlichen
Mindeststandard hinaus. «Das bringt Verbrauchern und Verbraucherinnen
oftmals gar nichts.» Auch der Preis sage nichts über die Qualität
aus. «Am Preis kann man nicht automatisch erkennen, wie gut ein
Produkt ist.»

In den Supermärkten gehört Honig mit ausgewiesener Herkunft aus
Deutschland meist nicht zu den günstigsten. Er kann rund 12 bis 15
Euro pro Kilo kosten. Importware ist oft wegen niedriger
Produktionskosten günstiger.

Nach Erfahrung der Verbraucherzentrale Bayern gehört Honig zu den
Produkten, bei denen besonders viel betrogen wird. «Honig ist ein
Naturprodukt», erklärte die Fachberaterin für Lebensmittel, Daniela
Krehl, in München. «Da darf man nichts reintun und auch nichts
raustun.»

Die EU stellte fest, dass in die Union importierte Honigprodukte die
geltenden Standards nicht immer erfüllen. Vor allem Honig aus China,
dem weltgrößten Exporteur und größten Lieferanten Europas, steht
immer wieder unter Pansch-Verdacht. Manchmal wird etwa Zucker
zugesetzt - was bei dem Naturprodukt nicht zulässig ist. Die
vergleichsweise teure Ware wird so mit billigen Mitteln gestreckt.
Gesundheitlich ist das unbedenklich, aber Verbraucher werden
getäuscht.

Der Imkerverband mahnt daher, genau auf das Etikett zu schauen und
misstrauisch zu sein, wenn etwa Händler Honig an der Haustür
verkaufen wollen. Im Raum München habe es zuletzt vermehrt Fälle
gegeben, dass Honig einer Firma angeboten worden sei, die nach
Verbandsrecherchen aber gar nicht existiere, sagte Spiegl. Der
Landesverband vertritt rund 33 000 Imkerinnen und Imkern in Bayern.
Diese haben zusammen fast 200 000 Bienenvölker.

Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale verwies auf das
Markenzeichen «Echter Deutscher Honig». Hier könne der Käufer relat
iv
sicher sein, wirklich deutschen Imkerhonig zu bekommen. «Da habe ich
eine gewisse Sicherheit für einen qualitativ hochwertigen Honig.»
Auch günstige Produkte etwa vom Discounter seien qualitativ gut, wenn
auch nicht unbedingt aus der Region, sagte sie mit Blick auf eine
Analyse der Stiftung Warentest.