USA, EU und Verbündete prangern Hackerangriffe Chinas an

19.07.2021 18:40

Die USA und Verbündete werfen China Cyberangriffe vor. Auch für einen
Angriff auf das E-Mail-Programm von Microsoft sollen Chinas Hacker
verantwortlich sein. Die öffentliche Schuldzuweisung markiert eine
deutliche Verschärfung des Tons gegenüber Peking.

Washington (dpa) - Die US-Regierung und mehrere Verbündete machen
China für «unverantwortliche böswillige Cyberaktivitäten» wie
Hackerangriffe verantwortlich. Die Europäische Union, Großbritannien,
die NATO und weitere Partner werfen dem kommunistischen China
gemeinsam «bösartige Cyberaktivitäten» vor, wie das Weiße Haus am

Montag erklärte. Unter anderem machen die USA China für den Angriff
auf die E-Mail-Software Exchange Server vom US-Konzern Microsoft im
März verantwortlich. Chinas «Muster unverantwortlichen Verhaltens»
sei nicht mit Pekings Anspruch zu vereinbaren, in der Welt als
verantwortungsbewusste Führungsmacht gesehen zu werden, hieß es.

Das chinesische Ministerium für Staatssicherheit (MSS) setze auch
kriminelle Hacker für Cyberangriffe ein, erklärte das Weiße Haus. In

einigen Fällen hätten die mit der Regierung verbundenen Hacker auch
sogenannte Ransomware-Angriffe gegen Unternehmen durchgeführt, mit
denen Hacker Millionen Dollar erpressen wollten. Auch der Diebstahl
von geistigem Eigentums und Kryptowährungen gehöre zum Repertoire von
Chinas Cyberkriminellen. Chinas Weigerung, die Aktivitäten seiner
Auftragshacker zu stoppen, koste Regierung und Unternehmen wegen
gestohlener Daten, Erpressungen und Gegenmaßnahmen Milliarden Dollar.

Die US-Regierung und die Verbündeten kündigten jedoch zunächst keine

Konsequenzen wie Sanktionen gegen China an. US-Präsident Joe Biden
wirbt bei den Verbündeten seit seiner Amtsübernahme für einen
möglichst harten Kurs gegenüber China, der zweitgrößten
Volkswirtschaft der Welt. Biden sagte am Montag, China führe die
Angriffe nicht selbst aus, «aber sie schützen jene, die es machen und
unterstützen sie vielleicht». Gegen Russland hat Bidens Regierung in
der Vergangenheit wegen Hackerangriffen bereits Sanktionen verhängt.

Basierend auf Erkenntnissen der Geheimdienste geht die US-Regierung
davon aus, dass Hackern mit MSS-Verbindungen für den Angriff auf den
Microsoft Exchange Server verantwortlich waren. Dabei seien
«Zehntausende Computer und Netzwerke» kompromittiert worden. Die
US-Regierung habe in Gesprächen mit führenden Politikern in China
deswegen ihre Bedenken kommuniziert, hieß es weiter.

Das Justizministerium kündigte am Montag eine Anklage gegen vier
MSS-Hacker an. Ihnen wird unter anderem vorgeworfen, jahrelang
geistiges Eigentum in den Bereich der kommerziellen Luftfahrt, der
Verteidigung und der Entwicklung von Medikamenten gestohlen zu haben.
Auch die Formel für die von einem US-Hersteller produzierten Impfung
gegen Ebola wollten die Hacker der Anklageschrift zufolge stehlen.

«Diese strafrechtliche Anklage zeigt einmal mehr, dass China
weiterhin Angriffe mit Cyberfähigkeiten nutzt, um zu stehlen, was
andere Länder herstellen - in krassem Widerspruch zu seinen
bilateralen und multilateralen Verpflichtungen», erklärte die
stellvertretende Justizministerin Lisa Monaco. Das Ausmaß von Chinas
Cyber-Angriffen gegen zahlreiche Branchen und Länder zeige, «dass
kein Land und keine Industriezweig sicher ist», erklärte sie.

Auch der Europäische Rat in Brüssel prangerte die «böswilligen
Cyberaktivitäten» Chinas an, wie es am Montag hieß. Diese hätten
erhebliche Auswirkungen auf Regierungsinstitutionen und politische
Organisationen der EU-Mitgliedstaaten sowie auf europäische
Schlüsselindustrien gehabt. Die EU fordere China auf, sich an
internationale Normen zu halten und entschlossen gegen Cyberangriffe
vorzugehen, erklärte der Rat.