Brexit-Streit um Nordirland: Einzelhändler warnt vor Lücken im Regal

21.07.2021 09:25

London (dpa) - Der Chef der britischen Einzelhandelskette Marks and
Spencer, Archie Norman, hat vor teilweise leeren Regalen in
Nordirland gewarnt, sollten sich London und Brüssel im Streit um
Brexit-Regelungen für die Provinz nicht einigen. «Für dieses
Weihnachten kann ich jetzt schon sagen, dass wir Entscheidungen
treffen müssen, Produkte für Nordirland aus dem Sortiment zu nehmen,
weil sich das Risiko einfach nicht lohnt, sie durchzubekommen», so
Norman im BBC-Radio am Mittwoch.

Der britische Brexit-Minister David Frost und Nordirland-Minister
Brandon Lewis wollten noch am Mittwochnachmittag im Parlament
Vorschläge zur Lösung des Streits vorlegen. Berichten zufolge dürften

diese jedoch wohl zusätzlich Öl ins Feuer gießen. Der «Financial
Times» zufolge fordert Frost, die zu Beginn des Jahres eingeführten
Warenkontrollen zwischen Großbritannien und Nordirland weitgehend zu
beseitigen. Sollte sich Brüssel nicht einverstanden erklären, will
Frost demnach mit einem Bruch der Vereinbarung drohen.

Hintergrund des Streits ist die im Brexit-Abkommen festgeschriebene
Regelung, dass Nordirland weiterhin den Regeln des EU-Binnenmarkts
folgt. Damit sollen Warenkontrollen zwischen der britischen Provinz
und dem EU-Mitglied Republik Irland verhindert werden. Ansonsten wird
mit einem Wiederaufflammen des Konflikts in der ehemaligen
Bürgerkriegsregion gerechnet. Die mehrheitlich katholischen
Befürworter einer Vereinigung mit Irland bestehen auf einer offenen
Grenze zu dem Nachbarn.

Doch das sogenannte Nordirland-Protokoll erschwert den Handel
zwischen Nordirland und dem Rest des Vereinigten Königreichs. Auch
das sorgt für Spannungen, vor allem bei den überwiegend
protestantischen Anhängern der Union mit Großbritannien. Brüssel
wirft der britischen Regierung vor, das Protokoll nicht richtig
umzusetzen. London bezichtigt hingegen die EU-Kommission, die
Vereinbarung allzu kleinlich auszulegen.