EU-Behörde empfiehlt zweiten Impfstoff für Kinder und Jugendliche

23.07.2021 16:39

Grünes Licht für den Picks für Kinder: Die Experten der EMA empfehlen

die Zulassung des Moderna-Impfstoffes auch für 12- bis 17-Jährige.
Das dürfte den Druck auch auf die deutschen Behörden erhöhen.

Amsterdam (dpa) - Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hat sich für die
Zulassung eines zweiten Corona-Impfstoffes für Kinder und Jugendliche
ausgesprochen. Der Präparat des US-Herstellers Moderna kann nach der
EMA-Empfehlung auch 12- bis 17-Jährigen gespritzt werden. Studien
belegten, dass der Impfstoff ebenso sicher und verträglich sei wie
bei Erwachsenen, teilte die EMA am Freitag in Amsterdam mit. Der
Schutz vor einer Covid-Erkrankung lag in den Studien demnach bei 100
Prozent. Die EMA-Experten hatten die Daten geprüft und nun positiv
bewertet. Die EU-Kommission muss der Zulassung noch zustimmen, was
als Formsache gilt.

Das Bundesgesundheitsministerium in Berlin begrüßte die Entscheidung
der Behörde. Auf Twitter nannte das Ministerium sie eine gute
Nachricht. «Die Länder können Kindern und Jugendlichen, die geimpft
werden wollen, so noch schneller ein Impfangebot machen.»

Das Präparat von Moderna mit dem Namen Spikevax wäre damit der zweite
Corona-Impfstoff, der auch jungen Menschen verabreicht werden darf.
Ende Mai war das Präparat von Pfizer/Biontech auch für 12- bis
17-Jährige zugelassen worden. Der Impfstoff von Moderna ist bereits
für Menschen ab 18 Jahren in der EU zugelassen. Ebenso wie Erwachsene
können auch Minderjährige mit zwei Injektionen im Abstand von
vier Wochen geimpft werden, teilte die EMA mit.

Kinder und Jugendliche erkranken zwar vergleichsweise selten an
Covid-19. Aber nach Ansicht der Experten der EMA sind dennoch die
Vorzüge einer Impfung höher einzuschätzen als mögliche Risiken vo
r
allem bei den Jüngeren mit Vorerkrankungen und daher erhöhtem Risiko.

Die Wirksamkeit von Spikevax war nach Angaben der EMA in einer
umfangreichen Studie mit mehr als 3 700 Kindern und Jugendlichen von
12 bis 17 Jahren untersucht worden. Daraus werde deutlich, dass das
Präparat ebenso wirksam sei wie bei jungen Erwachsenen ab 18 Jahre.
Der Hersteller selbst hatte zuvor in den USA den Impfstoff bei etwa
2500 Jugendlichen von 12 bis 18 Jahren geprüft. Die Wirksamkeit lag
dabei nach Angaben des Unternehmens bei 100 Prozent.

Auch die Experten der EMA bestätigten nun, dass das Präparat ebenso
sicher und verträglich sei wie bei Erwachsenen. Zu den möglichen
Nebenwirkungen gehörten Schmerzen und Schwellung an
der Einstichstelle, Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen, Übelkeit

und Fieber. Die Symptome seien aber meist mild und würden nur wenige
Tage andauern.

Die bei Erwachsenen festgestellten sehr seltenen Nebenwirkungen wie
Entzündung der Herzmuskels und Entzündung des Herzbeutels konnten den
Experten zufolge angesichts der geringen Zahl der Versuchspersonen
zwar nicht festgestellt werden. Doch gebe es keinen Zweifel an der
Sicherheit des Präparates. Die Kontrolle auf mögliche Nebenwirkungen
wird aber dauerhaft fortgesetzt, erklärte die EU-Behörde.

Die Entscheidung der EMA könnte den Druck auch auf deutsche Behörden
erhöhen. Bisher empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die
Impfung nur für Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen. Doch
angesichts der steigenden Infektionszahlen und der raschen
Ausbreitung der Delta-Variante drängen Politiker auf eine Erweiterung
der Empfehlung. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek äußerte
die Hoffnung, dass die Stiko ihre Empfehlung erweitern werde. Mit der
erwarteten Zulassung des Moderna-Impfstoffs seien dann «zwei
hochwirksame Präparate auf dem Markt, mit denen wir unsere
Impfkampagne auf weitere, bisher von der Impfung weitgehend
ausgeschlossene Bevölkerungsgruppen, ausweiten können», sagte der
Minister den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag).

Viele andere Länder impfen bereits 12- bis 17-Jährige, auch um die
Herdenimmunität zu erreichen.