Merkel zum Wahlkampf ums Kanzleramt: Abgerechnet wird am Wahltag

09.09.2021 13:47

Berlin (dpa) - Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht den Ausgang der
Bundestagswahl trotz anhaltend desaströser Umfragewerte für die Union
weiterhin offen. «Wir sind mitten im Wahlkampf. Ich spüre, dass da
auch wirklich gekämpft wird», sagte Merkel am Donnerstag bei einer
Pressekonferenz am Rande einer Vorstandssitzung der
bürgerlich-christdemokratischen Europäischen Volkspartei (EVP) in
Berlin. Sie ergänzte: «Abgerechnet wird am Wahltag.» Zur
Parteienfamilie EVP gehören beispielsweise CDU und CSU sowie die
österreichische ÖVP.

Auf die Frage, ob sie besorgt sei, dass die Bilanz ihrer 16-jährigen
Regierungszeit getrübt werde, falls die Union das Kanzleramt an eine
Links-Regierung abgeben müsse, sagte Merkel, sie wolle sich zu
Spekulationen nicht äußern. «Sondern es wird gekämpft und abgerechn
et
wird zum Schluss», wiederholte die Kanzlerin. Es sei jedem in CDU und
CSU klar gewesen, dass man nach 16 Jahren nicht automatisch und ohne
Anstrengungen wieder ins Kanzleramt komme. Die Bundestagswahl ist am
26. September.

Auf die Frage, welche Eigenschaften sie an SPD-Kanzlerkandidat Olaf
Scholz schätze, antwortete Merkel: «Ich schätze, dass wir, wenn wir
was miteinander besprechen und absprechen, dass wir das dann beide
einhalten.» Scholz ist Merkels Vizekanzler und Finanzminister in der
Bundesregierung.

Der EVP-Fraktionsvorsitzende im Europaparlament, Manfred Weber (CSU),
sagte, die Tagung der Fraktionsspitze sei auch in Berlin einberufen
worden, um der Union im Wahlkampf zu helfen. Die EVP-Mitglieder
wüssten, «wie wichtig eine bürgerliche Regierung in Berlin für den

gesamten Kontinent ist». Ein linke deutsche Regierung werde in Europa
«eher zur Vertiefung von Spaltungen führen», warnte Weber. Vielmehr
sollte der von Merkel vertretene Ansatz des Zuhörens und
Aufeinanderzugehens auch in schwierigen Fragen wie der
Rechtsstaatlichkeit und in Wertefragen aus dem Kanzleramt heraus
fortgesetzt werden.