Albrecht: Kampf gegen Überdüngung ist Hauptaufgabe beim Ostseeschutz

05.10.2021 16:51

Jahrzehntelang war die Ostsee von Überdüngung geplagt. In einem guten
ökologischen Zustand ist das Meer immer noch nicht. Am 19. und 20.
Oktober tagt in Lübeck die Helsinki-Kommission. Sie will einen neuen
Ostsee-Aktionsplan beschließen. Aber reicht der aus?

Kiel (dpa) - Ein besserer Schutz der Ostsee vor Nährstoffeinträgen
wird eines der zentralen Themen des Treffens der sogenannten
Helsinki-Kommission (Helcom) am 19. und 20. Oktober in Lübeck. Die
Bekämpfung der Überdüngung bleibe Hauptaufgabe, sagte
Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) am
Dienstag in Kiel. Noch bis Mitte 2022 hat Deutschland den Vorsitz in
der Kommission. Schleswig-Holstein teilt sich die Aufgabe mit
Mecklenburg-Vorpommern.

Nach Angaben des Umweltministeriums in Kiel gelten 97 Prozent der
Ostsee als überdüngt. 2007 hatten sich die in der Helcom
zusammengeschlossenen Ostsee-Anrainer auf ein Aktionsprogramm
verständigt mit dem Ziel, bis 2021 einen guten ökologischen Zustand
der Ostsee zu erreichen.

Laut dem im September vorgelegten Ostsee-Klimareport hängen die
Probleme der Ostsee nach jahrzehntelanger Überdüngung auch an den
Folgen des Klimawandels. Man habe seit den achtziger Jahren
eingegriffen und die Nährstoffzufuhr kräftig reduziert - aber ein
guter ökologischer Zustand, wie er von der sogenannten Helcom bis
2021 angestrebt wurde, sei nicht erreicht worden, sagte der
Klimaforscher und Ozeanograph Markus Meier Anfang September der
Deutschen Presse-Agentur. Er arbeitet am Leibniz-Institut für
Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und war als Vorsitzender der
Forschungsgemeinschaft «Baltic Earth» maßgeblich an dem Klimareport
beteiligt.

Die Kommission berät in Lübeck auch über den Schutz der Artenvielfalt

durch sogenannte Nichtnutzungszonen, in denen beispielsweise auch
keine Fischerei erlaubt ist. Im Gespräch sind dafür ein Zehntel der
Meeresfläche. An Schleswig-Holsteins Nordseeküste gibt es solche
Zonen im Nationalpark bereits. Sie machen nach Ministeriumsangaben
aber nur zwei Prozent der Fläche aus. An der Ostsee fehlen solche
Zonen bislang ganz. Dafür seien im Norden 70 Prozent der
Küstengewässer der Ostsee Schutzgebiete, sagte Albrecht.

Die Helsinki-Kommission zum Schutz der Meeresumwelt des Ostseeraums
ist eine zwischenstaatliche Kommission, die für den Schutz der
Meeresumwelt der Ostsee arbeitet. Bei dem Treffen der Minister der
Ostsee-Anrainerstaaten wird es auch um den Schutz der Artenvielfalt,
die Vermeidung von Müll, Unterwasserlärm und das Problem von
Weltkriegsmunition gehen. Ziel ist ein aktualisierter
Ostsee-Aktionsplan. Vertragspartner der Helcom sind Deutschland,
Dänemark, Schweden, Finnland, Polen und Russland sowie die drei
baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen und die EU.

Bereits 1974 wurde das erste Helsinki-Abkommen unterzeichnet. Es trat
1980 in Kraft. Deutschland ist seit 1992 Mitglied der Kommission. Die
einstimmig geschlossenen Beschlüsse der Kommission gelten als
Empfehlung für die Staaten.