Experte: Deutsche Ostseefischerei in größter Krise seit der Wende
09.10.2021 05:00
Rostock (dpa) - Kurz vor der Festlegung künftiger Fangmengen durch
die EU-Länder zeichnet das Thünen-Institut für Ostseefischerei ein
düsteres Bild. «Die deutsche Küstenfischerei an der Ostsee ist ganz
sicher in der größten Krise seit der Wiedervereinigung», sagte
Institutsleiter Christopher Zimmermann der Deutschen Presse-Agentur.
«Wir können noch gar nicht absehen, was das bewirkt.»
Es habe immer Schwankungen bei den Fischbeständen gegeben. Jetzt
seien aber die Bestände der beiden Brotfische der deutschen
Ostseefischerei - Dorsch und Hering der westlichen Ostsee -
gleichzeitig in schlechtem Zustand. «Und das systemisch, nicht über
drei oder vier Jahre.» Hering sei schon seit über zehn Jahren und
Dorsch im sechsten Jahr betroffen. «Das ist sehr selten.» Gründe fü
r
die Entwicklung sind laut Experten etwa der Klimawandel und
Überfischung.
Zimmermann ist auch deutscher Vertreter in der Beratungsgruppe des
Internationalen Rates für Meeresforschung, der der EU-Kommission
Empfehlungen gibt. Für die Beratungen der EU-Länder Anfang der Woche
hat die Brüsseler Behörde ein Fangstopp für den Hering der westlichen
Ostsee vorgeschlagen. Die Fangmenge für Dorsch in dem Gebiet würde
nur noch den Beifang abdecken.