Weinbauverband befürchtet Warnhinweise auf dem Etikett

10.01.2022 11:15

Die Branche blickt besorgt auf Pläne der EU, jeden Alkoholkonsum als
Gesundheitsrisiko einzustufen. «Das würde massive Folgen für uns
haben», sagt Verbandspräsident Schneider.

Mainz (dpa/lrs) - Die Weinbranche wendet sich gegen ein Vorhaben der
Europäischen Union, auch bereits geringen Alkoholkonsum als
gesundheitsschädlich einzustufen. Die im europäischen «Beating Cancer

Plan» vorgesehene Feststellung, dass es keinen Alkoholkonsum ohne
Gesundheitsrisiko gebe, wäre fatal, sagte am Montag der Präsident des
Deutschen Weinbauverbands, Klaus Schneider. «Das würde massive Folgen
für uns haben.»

Wenn der Plan im Februar unverändert vom EU-Parlament angenommen
würde, müssten die Winzer Warnhinweise auf den Etiketten ihrer Weine
anbringen, sagte Schneider auf einem weinbaupolitischen Seminar der
Friedrich-Ebert-Stiftung. Auch die Absatzförderung mit einer
gemeinsamen Werbung wäre in Gefahr.

Die rheinland-pfälzische Weinbauministerin Daniela Schmitt (FDP)
plädierte für einen «moderaten Umgang» mit Wein. Dies sei mit Blick

auf junge Menschen eine Frage der Bildung und der Verantwortung
aller. «Wein ist vor allem ein Kulturgut und auch ein Genussmittel.»

Zur Umsetzung des neuen Weinrechts plädierte der Präsident des
Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), Steffen Christmann, für

eine konsequente Umsetzung des Herkunftsprinzip. Er rief dazu auf,
«gemeinsam an einem Strang zu ziehen und unsere Herkunft zu
profilieren, wiedererkennbar zu sein für die Verbraucher in
Deutschland, aber auch weltweit». In Peking oder New York verstehe es
niemand, wenn gesagt werde: «In Rheinland-Pfalz können wir alles».

Hingegen plädierte der Vorsitzende der Vereinigung Pfälzer
Winzergenossenschaften (VPW), Albert Kallfelz, dafür, die Vielfalt
von Rebsorten und unterschiedlichen Geschmacksrichtungen
beizubehalten und im Marketing offensiv darzustellen. Im neuen
Weinrecht sehe er statt der bisherigen Offenheit «eher Beschränkungen
für kreative Winzer».

Weinbauministerin Schmitt stellte in einer Diskussionsrunde dazu
fest, «dass es viel Gesprächsbedarf gibt». Sie sehe im Weingesetz vor

allem Chancen. «Das Ziel muss sein, mehr Wertschöpfung zu generieren,
den Verbraucherinnen und Verbrauchern mehr Orientierung zu geben und
den rheinland-pfälzischen und deutschen Wein in der
Marktpositionierung zu stärken.»