Slowakei und Tschechien fordern grünes Label für Atomenergie

11.01.2022 16:08

Bratislava (dpa) - Die Regierungschefs der Slowakei und Tschechiens
wollen sich innerhalb der EU weiterhin gemeinsam dafür einsetzen,
dass Atomenergie als saubere Alternative zu fossilen Brennstoffen
anerkannt wird. Das betonten die Regierungschefs Eduard Heger und
Petr Fiala am Dienstag vor Journalisten in Bratislava. «Die
Atomenergie muss Bestandteil des Energiemixes sein, der uns zur
Klimaneutralität führt», sagte Gastgeber Heger. Fiala sagte «Unser

Bemühen ist es, das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, ohne dass
dies zu Lasten unserer Bürger und sozioökonomischer Probleme geht».

Ein Vorschlag der EU-Kommission sieht vor, dass Investitionen in neue
Atomkraftwerke als grün klassifiziert werden können, wenn sie
neuesten Standards entsprechen und ein konkreter Plan für die
radioaktiven Abfälle vorgelegt wird. Investitionen in neue
Gaskraftwerke sollen insbesondere auf Wunsch Deutschlands
übergangsweise ebenfalls als grün eingestuft werden können. Über de
n
Vorstoß wird seit Tagen heftig diskutiert, Umweltschützer
kritisierten den Entwurf scharf.

Heger dankte Fiala dafür, dass er mit seinem Besuch in Bratislava
eine seit 29 Jahren gepflegte Tradition fortsetze. Seit der Teilung
der Tschechoslowakei absolviert jeder neue Regierungschef eines der
beiden Nachfolgestaaten seinen ersten offiziellen Auslandsbesuch im
jeweils anderen. Fiala ist seit Ende November tschechischer
Ministerpräsident einer konservativ-liberalen Koalition. Am 1. Juli
2022 übernimmt das Land den EU-Ratsvorsitz.