Bericht: AfD-Politiker Fest beschimpft verstorbenen Sassoli

12.01.2022 19:13

Berlin (dpa) - Der AfD-Europaabgeordnete Nicolaus Fest soll den
verstorbenen EU-Parlamentspräsidenten David Sassoli in einer
Whatsapp-Gruppe beschimpft haben. Wie das ARD-«Hauptstadtstudio»
berichtet, schrieb Fest in einer Gruppe mit anderen AfD-Abgeordneten
im Europaparlament: «Endlich ist dieses Dreckschwein weg». Dazu gebe
es auch Screenshots. Fest habe Sassoli außerdem als «Antidemokrat,
eine Schande für jede parlamentarische Idee» betitelt.

Auf dpa-Nachfrage sagte Fest am Mittwoch zunächst, er bestätige
nichts. Bei Facebook schrieb er später, das in Stellungnahmen und
Nachrufen zu Sassoli gezeichnete Bild sei unvollständig. Dieser habe
«den gemeinschaftlichen Betrug bei Tagegeldern zweier italienischer
Abgeordneter» gedeckt und in der Sache eines in Kindesmissbrauch
verwickelten schwedischen Abgeordneten geschwiegen.

«Beide Fälle kann man in einem internen Chat auch mit deutlichen
Worten kommentieren», schrieb Fest weiter und kritisierte
anschließend: «Dass Screenshots dieser internen Kommunikation
durchgestochen wurden, ist bedauerlich.» Am Mittwochabend verbreitete
die AfD dann eine Entschuldigung für Fests «unangemessene» Wortwahl.

«Würde er noch leben, würde ich mich bei ihm entschuldigen», so der

Abgeordnete selbst.

AfD-Chef Jörg Meuthen sagte dem ARD-Hauptstadtstudio: «Eine solche
Äußerung über einen nach schwerer Krankheit soeben verstorbenen
Kollegen ist verstörend, tief abstoßend und unentschuldbar». Meuthens

Büro teilte auf dpa-Nachfrage weiter mit, die besagte Nachricht habe
nur wenige Minuten in der Whatsapp-Gruppe gestanden. Meuthen habe
sofort interveniert und sie sei gelöscht worden.

Die Vize-Präsidentin des Europaparlamentes, Katarina Barley, sagte
dem ARD-Bericht zufolge: «Die Äußerungen von Herrn Fest sind
bezeichnend für ihren Urheber und jene Menschenverachtung, gegen die
Sassoli immer entschieden gestanden hat.»