100 unnötige Flüge am Tag - Lufthansa und EU streiten weiter um Slots

13.01.2022 14:31

Brüssel/Frankfurt (dpa) - Im Konflikt um den Erhalt von Start- und
Landerechten während der Corona-Flaute fordert der Lufthansa-Konzern
weiterhin Lockerungen durch die EU-Kommission. Diese hatte am
Donnerstag erneut Vorwürfe zurückgewiesen, dass sie mit
bürokratischen Vorschriften zu diesen sogenannten Slots die
Fluggesellschaften zu umweltschädlichen Leer- oder Geisterflügen
zwinge. Auch die Lufthansa profitiere von zahlreichen Ausnahmeregeln,
die vom deutschen Slot-Koordinator zugelassen worden seien, teilte
die EU-Kommission in Brüssel mit.

Grundsätzlich müssen die Airlines in diesem Winter an bestimmten, zu
normalen Zeiten stark belasteten Flughäfen mindestens die Hälfte
ihrer zugeteilten Zeitfenster nutzen, um sie nicht in der kommenden
Saison abgeben zu müssen. Zu pandemiefreien Zeiten lag die geforderte
Quote bei 80 Prozent. Die für den Winterflugplan auf 50 Prozent
abgesenkte Quote kann der Kommission zufolge mit Ausnahmeregeln
weiter unterschritten werden, die etwa beim Auftreten neuer
Virusvarianten greifen. Die Prüfung unterliegt dabei nationalen
Koordinatoren. Ab dem 28. März plant die Kommission eine Erhöhung der
Nutzungsquote auf 64 Prozent.

Lufthansa hat nun die uneinheitliche Anwendung der Ausnahmeregeln
beklagt. Sie würden in mehr als 20 Mitgliedsländern gar nicht
eingesetzt und in den übrigen sehr unterschiedlich, sagte ein
Unternehmenssprecher in Frankfurt. Derzeit würden im Konzern täglich
etwa 100 kommerziell unnötige, kaum besetzte Flüge durchgeführt.
Lufthansa fordert für den Rest des Winterflugplans flexible und
unbürokratische Ausnahmen zu den Slotregeln. Die Kommission solle
sich für eine einheitliche Regelung einsetzen, um unnötige Flüge zu
vermeiden und den Airlines Planbarkeit zu geben.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte kurz vor Jahresende in einem
Interview gesagt, dass der Konzern bis Ende März 18 000 eigentlich
unnötige Flüge abfliegen müsse, um seine Zeitfenster zu behalten.
Davon seien aktuell bereits rund 40 Prozent abgeflogen worden, hieß
es nun. Für die verbleibenden rund 11 000 unnötigen Flüge hoffe man
auf Lösungen.