Umweltaktivisten protestieren gegen grünes EU-Label für Atom und Gas

13.01.2022 16:56

Brüssel (dpa) - Umweltschützer haben in Brüssel gegen die
umstrittenen Pläne der EU-Kommission protestiert, Gas und Atomkraft
als umweltfreundlich einzustufen. «Das ist Greenwashing vom
Feinsten», sagte die Aktivistin Luisa Neubauer von Fridays for Future
am Donnerstag bei einer Kundgebung vor der EU-Kommission. Gas
produziere zwar weniger Kohlendioxid (CO2) als Kohle, dafür aber
klimaschädliches Methan. Bei der «Hochrisikotechnologie» Atomkraft
sei die Endlagerung ungeklärt. Daher würde ein umweltfreundliches
Label die Technologien «grünwaschen».

Mit der Taxonomie will die Kommission festlegen, welche Geldanlagen
als klimafreundlich gelten sollen, um die Klimawende voranzubringen.
Die Kommission hat in einem Entwurf vorgeschlagen, dass Investitionen
in neue Atomkraftwerke als grün klassifiziert werden können, wenn sie
neuesten Standards entsprechen und ein konkreter Plan für die
Lagerung radioaktiver Abfälle bis 2050 vorgelegt wird. Investitionen
in neue Gaskraftwerke sollen unter bestimmten Auflagen ebenfalls
übergangsweise als grün eingestuft werden können.

«Für den Finanzmarkt wird es praktisch unmöglich werden, klar zu
wissen, was ist jetzt Greenwashing, was ist nicht Greenwashing»,
sagte Neubauer der Deutschen Presse-Agentur. Außerdem fehle das in
Gas und Atomkraft investierte Geld dann beim Ausbau erneuerbarer
Energien. Die italienische Aktivistin Martina Comparelli warnte bei
der Kundgebung, die Investitionen in Gas und Atom würden das Ziel
aufhalten, die Klimaerwärmung bei 1,5 Grad Celsius zu stoppen.

Neubauer warf Bundeskanzler Olaf Scholz vor, zusammen mit dem
französischen Präsidenten Emmanuel Macron den Kommissionsvorschlag
ermöglicht zu haben. «Die beiden haben natürlich eine ungeheure Macht

in der EU und haben es bisher geschafft, erfolgreich diese Taxonomie
im Sinne von Gas und Atomkraft zu verteidigen», sagte sie der dpa.
«Wir werden da nicht mitmachen.»