Neue Importkontrollen in Großbritannien: «Böses Erwachen» befür chtet

14.01.2022 04:00

Seit dem Brexit sind für den Handel zwischen Großbritannien und der
EU etliche neue Kontrollen fällig. Einige sind erst seit einigen
Tagen in Kraft - und dürften die Lage weiter verkomplizieren.

London (dpa) - Nach der Einführung neuer Brexit-Importkontrollen in
Großbritannien für Produkte aus der EU rechnet die Logistikbranche
mit einer weiteren Abkehr von Speditionen vom britischen Markt.
«Gerade für Mittelständler wird das noch ein böses Erwachen geben
»,
vermutete der Chef des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und
Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt, im Gespräch der Deutschen
Presse-Agentur. Die Briten müssten bei Produkten aus Europa mit
steigenden Preisen und weniger Verfügbarkeit rechnen.

Insgesamt dauere eine Rundtour für deutsche Spediteure wegen der
Zollformalitäten rund einen Tag länger als vor dem Brexit. Viele
Fahrer aus der EU haben ihre Fahrten ins Vereinigte Königreich daher
eingestellt - auch, weil es genügend Auswahl an Aufträgen in anderen
europäischen Ländern gibt, denn es mangelt vielerorts an
Lastwagenfahrern. Engelhardt rechnet damit, dass sich die Abkehr von
Großbritannien durch die seit Beginn des Jahres geltenden
Importkontrollen für Waren aus der EU noch verstärken wird.

Mittelfristig rechnet der Experte damit, dass sich ein Markt mit
deutlich weniger Logistikunternehmen und Fahrern bildet, die sich auf
Fahrten nach Großbritannien spezialisieren und Großunternehmen wie
Auto-Hersteller oder Supermärkte beliefern. Dies werde den Bedarf
aber voraussichtlich nicht decken, so dass Großbritannien über
weitere saisonale Maßnahmen nachdenken müsse.

Vor gut einem Jahr hat Großbritannien den finalen Bruch mit der
Europäischen Union vollzogen. Zwar sorgt ein in letzter Minute
ausgehandelter Handelsvertrag prinzipiell für weitgehend zollfreien
Handel, allerdings sind durch neue Formalitäten und Kontrollen
trotzdem viele neue Hürden im Außenhandel dazu gekommen.

Seit Jahresbeginn werden auch Waren aus der EU stärker kontrolliert.
Britische Logistikfirmen berichteten aus den ersten Tagen allerdings
von bisher keinen größeren Störungen oder Verzögerungen. Zwar seien

bei den Kontrollen teilweise Fahrer zurückgewiesen worden, allerdings
habe dies im Schnitt nur für 30 bis 60 Minuten Verzögerung gesorgt,
hieß es vom Verband Road Haulage Association auf Anfrage. Außerdem
sei das Warenaufkommen in den ersten Januartagen noch eher gering.