Ukraine-Konflikt: Bulgarien hält an Nato-Orientierung fest

21.01.2022 16:09

Sofia (dpa) - Angesichts russischer Forderungen im Ukraine-Konflikt
zum Truppenabzug der Nato aus östlichen Mitgliedstaaten wie etwa
Bulgarien hat Sofia seine Nato-Orientierung bekräftigt. «Die
Forderung Russlands zum Abzug der Nato-Kräfte ist unannehmbar und
grundlos», erklärte Staatspräsident Rumen Radew am Freitag in einer
schriftlichen Stellungnahme. In Bulgarien gebe es keine ständig
stationierten Kontingente und Kampftechnik der Allianz. Eine
souveräne Entscheidung darüber liege bei Bulgarien im Einklang mit
seinen Verpflichtungen zur Allianz, erklärte Radew. «Unser Land nimmt
keine ultimativen Forderungen von niemandem an», so Radew. Das
südöstliche EU-Land ist seit 2004 Mitglied der Nato.

«Bulgarien ist ein souveräner Staat und wir haben unsere Wahl
getroffen, indem wir zum Mitglied der Nato wurden», sagte
Regierungschef Kiril Petkow am Freitag in der Fragestunde des
Parlaments in Sofia. Als Nato-Mitglied entscheide Bulgarien selber,
wie es seine Verteidigung in Abstimmung mit seinen Partnern
organisiere, sagte Petkow.

Bulgariens Regierungschef Petkow rief Russland dazu auf, im
Ukraine-Konflikt weiterhin durch einen konstruktiven Dialog zur
Deeskalation der Spannungen beizutragen. Russland sollte sich für ein
sichereres Europa einsetzen, betonte Petkow. Der Washington-Vertrag
sehe «keine Mitgliedstaaten zweiter Klasse» vor, für die die
kollektive Verteidigung wahlweise angewandt werde, sagte Petkow.

Der bulgarische Verteidigungsminister Stefan Janew hatte sich im
Dezember gegen eine Stationierung von Nato-Truppen in Bulgarien
ausgesprochen. Während des Kommunismus galt Bulgarien als Russlands
treuster Verbündeter im damaligen Ostblock.