Experte befürchtet Abkehr europäischer Firmen vom britischen Markt

23.01.2022 06:00

London (dpa) - Nach der Einführung weiterer Brexit-Kontrollen
befürchtet ein britischer Handelsexperte die Abkehr vieler
mittelständischer Unternehmen vom britischen Markt. Die Sorge sei,
dass sich insbesondere kleinere und mittelgroße Unternehmen aus dem
Lebensmittelsektor wegen hoher zusätzlicher Kosten zurückziehen,
sagte William Bain von der British Chambers of Commerce der Deutschen
Presse-Agentur. Für entsprechende Zertifikate sowie
Zollabfertigungsgebühren kämen nun schnell Summen von Hunderten Pfund
zusammen. Größere Unternehmen könnten dies leichter abfedern, für d
ie
anderen seien das «signifikante Hürden», sagte Bain.

Vor gut einem Jahr hat Großbritannien den finalen Bruch mit der
Europäischen Union vollzogen. Zwar sorgt ein in letzter Minute
ausgehandelter Vertrag prinzipiell für weitgehend zollfreien Handel,
allerdings sind durch neue Formalitäten und Kontrollen trotzdem viele
neue Hürden im Außenhandel dazu gekommen. Das Handelsvolumen zwischen
Großbritannien und der EU ist seitdem deutlich gesunken.

Seit Jahresbeginn werden auch die bisher durchgewunkenen Produkte aus
der EU an der britischen Grenze stärker kontrolliert. In der ersten
Woche des Jahres wurden nach Angaben des Logistikverbands Road
Haulage Association rund 30 Prozent der Lastwagen an der Grenze wegen
fehlender Dokumente zurückgewiesen. Eine Woche später waren es noch
zehn Prozent.

Auch Handelsexperte Bain hat den Eindruck, dass sich die Abläufe
mittlerweile eingespielt haben. Dennoch: «Es muss mehr Zeit für die
Kontrollen eingeplant werden.» Das sei insbesondere für Händler von
frischen Produkten eine Herausforderung. In den sozialen Medien waren
teilweise Fotos von langen Lastwagen-Schlangen vor den Häfen des
Ärmelkanals zu sehen.