Migrations-Ausblick einer Denkfabrik: Kurve zeigt weiter nach oben

24.01.2022 13:39

Wien (dpa) - Der bereits 2021 beobachtete Trend eines Anstiegs der
Zuwanderung in die EU wird sich nach Einschätzung der Wiener
Migrations-Denkfabrik ICMPD in diesem Jahr fortsetzen. 2021 hätten
fast 200 000 Migranten illegal die Grenzen zur EU überquert - das sei
eine Steigerung von rund 57 Prozent im Vergleich zu 2020 und 38
Prozent mehr als 2019, teilte die Denkfabrik am Montag in Wien mit.
Es gebe Anzeichen dafür, dass das Jahr 2022 besonders entscheidend
für die Entwicklung in den kommenden Jahren sein wird, sagte
ICPDM-Direktor Michael Spindelegger. Das Institut gehe davon aus,
dass unter anderem die Lage in Afghanistan und Syrien sowie das zu
geringe Wirtschaftswachstum in Afrika die Menschen vermehrt zur
Migration treibe.

Die wichtigen Wahlen, die 2022 stattfinden werden, würden zeigen wie
Europa auf die zunehmende Migration reagiert, hieß es weiter. Bei den
anstehenden Wahlen spiele unter anderem in Frankreich, Italien,
Ungarn und Serbien das Thema Migration eine bedeutende Rolle. Gerade
die Haltung Frankreichs werde wegweisend sein. Im Gegensatz zur neuen
deutschen Bundesregierung, die für mehr Solidarität werbe, versuchen
sich laut ICMPD viele Kandidaten in anderen EU-Ländern mit einem
härteren Migrationskurs zu profilieren. Dabei müssten die EU-Staaten
bedenken, dass bis 2050 die Zahl der arbeitsfähigen Bürger um 13
Prozent sinken werde. Schon die Corona-Krise habe gezeigt, dass die
EU auch von außerhalb ihrer Grenzen Arbeitskräfte benötige.

Die 1993 gegründete Denkfabrik ICMPD mit rund 460 Mitarbeitern
unterstützt Regierungen bei der Suche nach tragfähigen Lösungen für

die mit Migration verbundenen Herausforderungen. Das Zentrum hat 19
Mitgliedsstaaten.