Seehäfen kritisieren EU-Vorschläge: Nicht nur Landstrom hilft

24.01.2022 14:50

Hamburg/Oldenburg (dpa) - Die deutschen Seehäfen sehen EU-Pläne zur
Verringerung des Schadstoffausstosses von Schiffen im Hafen kritisch.
Es sei zwar richtig, die Emission von klimaschädlichem Kohlendioxid
(CO2) zu begrenzen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Häfen

vom Montag. Ein von der EU gewollter einseitiger Ausbau von
Landstromanlagen sei aber nicht zielführend.

Zur Stromversorgung lassen die meisten Schiffe im Hafen ihre
Maschinen weiterlaufen und blasen dabei Abgase in die Luft. Brüssel
will, dass Containerfrachter, Kreuzfahrtschiffe und andere große
Schiffe ab 2030 im Hafen kein CO2 mehr ausstoßen.

Netzgebundene Landstromanlagen, betrieben mit erneuerbarem Strom,
seien eine Lösung - «jedoch nicht für jeden Hafen, nicht für jeden

Liegeplatz und nicht für jedes Schiff», hieß es in dem Papier.

In den deutschen Seehäfen gebe es etwa 550 Schiffsliegeplätze, die
unterschiedlich stark genutzt würden, teilte der landeseigene
Hafenbetreiber Niedersachsen Ports mit. Alle Plätze mit Landstrom
auszurüsten, bedeute eine Milliardeninvestition.

Kritisiert wurde auch, dass die EU-Kommission neben Landstrom nur
Brennstoffzellen und Batterien als Null-Emissions-Technik gelten
lasse. Auch synthetische Kraftstoffe aus nachhaltiger Produktion
sollten zugelassen werden. Die Nutzung solcher Kraftstoffe vermindere
zudem den CO2-Ausstoß der Schiffe auf der Fahrt.

Die Erklärung wurde von den Häfen in Niedersachsen, Bremen und
Hamburg sowie von Brunsbüttel, Kiel, Lübeck, Wismar und Rostock
unterzeichnet. Die Häfen schrieben einen eigenen Wettbewerb für
Schritte zu CO2-freien Liegezeiten aus.