EZB-Chefvolkswirt: Inflation wird 2022 «recht stark» zurückgehen

25.01.2022 13:27

Frankfurt/Main (dpa) - EZB-Chefvolkswirt Philip R. Lane hat die
Handlungsbereitschaft der Notenbank im Falle einer zu stark
steigenden Teuerung betont. «Wenn wir Daten bekämen, die darauf
hindeuten, dass die Inflation im Verhältnis zu 2 Prozent zu hoch
wäre, würden wir natürlich reagieren», sagte Lane in einem am
Dienstag veröffentlichten Interview mit der litauischen Zeitung
«Verslo ?inios».

«Die erste Entscheidung in diesem Szenario wäre die Beendigung der
Nettokäufe. Und erst nach der Beendigung der Nettokäufe von
Vermögenswerten würden wir uns mit den Kriterien für eine Anhebung
der Zinssätze befassen», erklärte Lane.

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für den Euroraum ein
stabiles Preisniveau bei einer jährlichen Teuerungsrate von 2 Prozent
an. Sie akzeptiert es, wenn diese Marke zeitweise etwas über- oder
unterschritten wird. In Deutschland lagen die Verbraucherpreise im
Dezember um 5,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Im
Euroraum betrug die Inflation im Dezember 5,0 Prozent. Vor allem der
Anstieg der Energiepreise und Lieferengpässe heizten die Teuerung an.

Lane sagte, er halte es für weniger wahrscheinlich, über ein Szenario
nachzudenken, in dem die Inflation dauerhaft und deutlich über 2
Prozent liegt, was «eine beträchtliche Straffung» der Geldpolitik
erfordern würde. «Mit Blick auf das Jahr 2022 gehen wir davon aus,
dass die Inflation zu Beginn des Jahres hoch bleiben wird, aber im
weiteren Verlauf des Jahres, insbesondere gegen Ende des Jahres,
zurückgehen wird», bekräftigte Lane. «Es ist also ein Jahr, in dem

die Inflation in der ersten Jahreshälfte noch hoch bleiben wird. Aber
wir erwarten, dass sie im weiteren Verlauf des Jahres recht stark
zurückgehen wird.»