Nein zu Gas - EU-Abgeordnete fordern Rückzug von Taxonomie-Vorschlag

16.03.2022 17:22

Brüssel (dpa) - Mehr als 100 Europaabgeordnete haben die
EU-Kommission dazu aufgefordert, angesichts des Kriegs in der Ukraine
ihren Vorschlag, Gas als nachhaltig einzustufen, zurückzuziehen. Das
geht aus einem Brief an die Brüsseler Behörde hervor, der der
Deutschen Presse-Agentur vorliegt. «Wir sollten weg von fossilem Gas
kommen und vermeiden, dass seine Nutzung durch den Bau neuer
Gaskraftwerke gesteigert wird», schrieben Abgeordnete der Grünen,
Sozialisten, Linken, Liberalen (Renew) und der christdemokratischen
EVP. Der Rückzug des Vorschlags würde Investitionen in tatsächliche
erneuerbare Energien fördern und so zur Energie-Unabhängigkeit der EU
beitragen.

Die EU-Kommission hatte Ende 2021 - vor der russischen Invasion in
die Ukraine - vorgeschlagen, Investitionen in Gas und Atomkraft
übergangsweise als nachhaltige Geldanlagen einzustufen. Erneuerbare
Energien sind in dem Klassifizierungssystem namens Taxonomie bereits
als klimafreundlich eingestuft. Die Taxonomie soll Investoren
anlocken, um die Energiewende voranzubringen.

Die Abgeordneten kritisieren nun, dass Anreize für Investitionen in
Gas in starkem Kontrast zum neuen Plan stehen, unabhängig von
russischem Gas zu werden. Die EU importiert nach offiziellen Angaben
etwa 40 Prozent ihres Gases aus Russland, soll diese Importe nach
einem Plan der EU-Kommission aber bis Ende des Jahres um zwei Drittel
verringern.

«EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen muss ihren Entwurf
zur grünen Taxonomie und zur Einstufung von Atomkraft und Erdgas als
«nachhaltig» sofort zurückziehen», sagte der Grünen-Abgeordnete
Michael Bloss. «Ansonsten erhöhen wir nur unsere Abhängigkeit von
Russlands Gas und Uran. Das kann nicht im Interesse der Europäischen
Union sein.»