«Finanzieller Striptease» des spanischen Königs: Vermögen offengele gt Von Emilio Rappold und Jan-Uwe Ronneburger, dpa

26.04.2022 19:08

König Felipe VI. tut in Spanien erstmals etwas, was andere Royals in
Europa nicht tun: Er legt sein Vermögen offen. Obwohl er Transparenz
und Rechtschaffenheit verkündet und die 2,6 Millionen Euro zudem nach
«royalen Peanuts» klingen, kann Felipe die Kritiker nicht überzeugen.


Madrid (dpa) - Spaniens König Felipe VI. hat erstmals tiefe Einblicke
in seine Finanzen gewährt. Völlig überraschend legte der 54-Jährige

sein Vermögen von insgesamt knapp 2,6 Millionen Euro offen. Eine
Maßnahme der «Transparenz», wie das Madrider Königshaus in ihrer
Mitteilung betonte, die zuvor weder Felipes Vater und Vorgänger Juan
Carlos noch andere Monarchen in Europa gewagt haben. Die Reaktionen
ließen in Spanien nicht lange auf sich warten: Während konservative
Medien den Schritt zum Teil in höchsten Tönen lobten, gingen anonyme
und bekannte Kritiker der von zahlreichen Affären belasteten
Monarchie hart mit dem König ins Gericht.

Die einflussreiche Tageszeitung «El Mundo», die dem Königshaus nahe
steht, ohne jedoch unkritisch zu sein, sprach am Dienstag in einem
Leitartikel von einem «finanziellen Striptease», einer wahren
Entkleidungsnummer Felipes, die «die Monarchie stützt». Die
Monarchie-Kritiker, die immer mehr werden und inzwischen sogar im
Regierungspalast Moncloa sitzen, sind da ganz anderer Meinung.

Der Sprecher der Partei Unidas Podemos (UP), des Juniorpartners der
Regierungskoalition von Ministerpräsident Pedro Sánchez, bezeichnete
die Offenlegung der royalen Finanzen als «Kosmetik». «Solange der
König (juristisch) unantastbar ist, kann man nicht wissen, ob seine
Vermögensangaben wahr sind», schrieb Pablo Echenique auf Twitter. UP
fordert, dass das Staatsoberhaupt gewählt wird, anstatt dass das Amt
innerhalb einer einzigen Familie vererbt wird.

Nach einer vor einem halben Jahr durchgeführten Umfrage des
angesehenen Meinungsforschungsinstituts 40dB ist eine knappe Mehrheit
der Spanier (53 Prozent) davon überzeugt, dass die Monarchie eine
nicht mehr zeitgemäße Institution ist, die abgeschafft gehört.
Tendenz steigend - und zwar rapide. Daran schuld ist in erster Linie
mit Sicherheit Altkönig Juan Carlos. Der Vater von Felipe dankte im
Zuge einer ominösen Elefantenjagd in Botsuana im Juni 2014 ab. Seit
dem Sommer 2020 lebt der heute 84-Jährige in Abu Dhabi im Exil.

Allein mehr als fünf Millionen Euro zahlte Juan Carlos an Steuern
nach, um einem Strafverfahren wegen Steuerbetrugs zu entgehen. Um
sich von seinem Vater zu distanzieren, kündigte Felipe 2020 an, er
werde auf dessen Erbe verzichten. Er strich seinem Vater damals auch
noch das Gehalt von rund 194 000 Euro jährlich.

Interessant ist unter anderem, dass Felipe den eigenen Angaben
zufolge keine einzige Immobilie besitzt. Die genau 2 573 392,80 Euro,
die er persönlich besitzt, verteilen sich demnach auf Guthaben auf
Giro- oder Sparkonten sowie auf Wertpapiere (insgesamt 2 267 942,80
Euro) sowie auf Juwelen, Kunstobjekte und Antiquitäten im Gesamtwert
von 305 450,00 Euro.

Sicherlich mehr als respektable Summen, von denen die meisten Spanier
nur träumen können. Das durchschnittliche Bruttogehalt beträgt gut
1700 Euro. Im Vergleich zu den (geschätzten) Vermögen anderer
europäischer Könige und Königinnen sind das andererseits fast
«Peanuts». Queen Elizabeth II. zum Beispiel hat nach Schätzung des
Magazins «Forbes» ein persönliches Vermögen von rund 500 Millionen

US-Dollar (umgerechnet knapp 470 Millionen Euro). In ihrem Besitz
sind unter anderem der Landsitz Sandringham in der englischen
Grafschaft Norfolk und Schloss Balmoral in Schottland.

In Dänemark wird geschätzt, dass sich das Privatvermögen des
Königshauses «nur» auf einige hundert Millionen dänische Kronen
beläuft - was immerhin aber eine zweistellige Euro-Millionensumme
darstellt. In Schweden wurde 2021 einmal über ein Gesamtvermögen von
König Carl XVI. Gustaf und dem Rest des Königshauses von insgesamt
rund 600 Millionen schwedischen Kronen (etwa 60 Millionen Euro)
spekuliert. Das norwegische Königshaus soll etwas weniger als die
Hälfte davon besitzen.

Nach einem Bericht von «Business Insider» sind die Taschen der
royalen Familie des Großherzogtums Luxemburg mit einem Vermögen von
3,75 Milliarden Euro in Europa am prallsten gefüllt. Aber wie gesagt:
In allen zum Vergleich erwähnten Fällen handelt es sich nur um
Spekulationen und Schätzungen.

Die gibt es Spanien nun nicht (mehr). Es gehe darum, den Respekt und
das Vertrauen der Bürger in das Königshaus mit «Vorbildlichkeit,
Transparenz, Rechtschaffenheit und Integrität zu verdienen», hieß es.

Zur Modernisierung des Königshauses gehört auch ein von der Regierung
und den Royals gemeinsam erarbeitetes Königliches Regierungsdekret,
das am Dienstagnachmittag vom Ministerrat gebilligt wurde. Es sieht
unter anderem vor, dass der Rechnungshof künftig alle Ausgaben und
Einnahmen der «Casa Real» sowie alle Geschenke an die Königsfamilie
kontrollieren wird.

Das Privatvermögen Felipes stammt den Angaben zufolge aus staatlichen
Zuwendungen, zunächst seit 1998 als Prinz von Asturien und seit 2014
als König. Sein Jahresgehalt beläuft sich dieses Jahr nach einer
leichten Anpassung auf knapp 259 000 Euro brutto. Der Gesamtetat des
Königshauses für 2022, der aus dem staatlichen Haushalt beglichen
wird, beläuft sich auf 8,4 Millionen Euro.

Einer der charismatischsten Vertreter der Linken Spaniens, Gabriel
Rufián, sagte dazu am Dienstag vor Journalisten in Madrid ironisch:
«Klar, der König konnte so viel sparen, weil er keine Ausgaben hat
und unter anderem keine Miete zahlt. Die zahlen wir ihm.»