Sachsen will mehr Tempo bei Halbleiter-Strategie - Sitzung in Brüssel

10.05.2022 16:45

Sachsen dringt auf eine rasche Umsetzung des europäischen «Chips
Act». Mit dem Gesetz will die EU Europa im globalen Halbleiter-Markt
besser aufstellen. Auch der Freistaat rechnet sich Chancen aus.

Brüssel (dpa) - Sachsen hat erneut mehr Tempo bei der Umsetzung der
europäischen Halbleiter-Offensive angemahnt. Mit dem «European Chips
Act» will die EU bis zum Jahr 2030 rund 45 Milliarden Euro für
europäische Mikroelektronik generieren. Davon sollen Forschung und
Pilotprojekte genauso profitieren wie Start-ups. Auch der Bau
sogenannter Megafabs für die Produktion von Mikrochips ist geplant.

«Der European Chips Act ist für Europa und Deutschland enorm wichtig,
um in der Schlüsselbranche Mikroelektronik unabhängiger zu werden.
Wir brauchen diese Unabhängigkeit und eigene Stärke, damit unsere
Wirtschaft stabil laufen kann, damit Deutschland und Europa bei der
Digitalisierung weiter Tempo machen können», sagte Sachsens
Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) am Dienstag nach einem
Treffen mit EU-Vertretern in Brüssel. Die weltpolitische Lage
erfordere schnelles Handeln. Das Projekt sei wichtig für den
Kontinent und eine Riesenchance für Sachsen, seine Position als
führender europäischer Mikroelektronikstandort weiter zu festigen.

«Im Silicon Saxony haben wir alles, was wir brauchen, um neu
durchzustarten und Europa deutlich weniger abhängig von Chips aus
anderen Teilen der Welt zu machen», betonte Wissenschaftsminister
Sebastian Gemkow (CDU). Grundlagen dafür seien ein leistungsfähiges
Hochschulsystem und eine breite Forschungslandschaft. «All das haben
wir in Sachsen. Von der Materialerprobung für neuartige Chips über
die Entwicklung völlig neuer Chiparchitekturen bis hin zur Forschung
und Entwicklung für effizientere, nachhaltigere und wettbewerbsfähige
Fertigungstechnologien ist der Freistaat bestmöglich aufgestellt.»

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) erinnerte daran, dass
ohne Halbleiter weder die Digitalisierung und Energiewende noch
Elektromobilität und Künstliche Intelligenz möglich seien. «Wenn es

noch eines Beweises für die Bedeutung der Halbleiterindustrie bedarf,
so ist dies der aktuell weltweite Chipmangel mit seinen
weitreichenden Auswirkungen.» Gerade kleinteilige internationale
Lieferketten müssten überdacht werden. Erklärtes Ziel sei es, die
europäische Wirtschaft unabhängiger von Importen zu machen.

Nach den Worten von Regionalentwicklungsminister Thomas Schmidt
(CDU) geht es auch um die Frage, wie man Ansiedlungen von Unternehmen
erleichtern kann. Dies müsse europäisch abgestimmt erfolgen: «Wicht
ig
ist mir auch, dass wir eine gesamteuropäische Perspektive einnehmen:
Das Chip-Gesetz wird in der Sache nur erfolgreich sein, wenn wir
bestehende Halbleiter-Leuchttürme weiter stärken.»

Sachsen hatte unlängst das Rennen um eine große Ansiedlung von Intel
verloren. Die Chipfabrik des US-Konzerns entsteht in Magdeburg. Dem
Vernehmen nach mangelte es Sachsen an einer entsprechend großen
Fläche. Der Prozess zeige, wo die Herausforderungen lägen, sagte
Dulig: «Wir reden über ein ausreichendes Angebot an Arbeits- und
Fachkräften und zum zweiten über ausreichende Flächen, die benötigt

werden. Hier reicht nicht ein kleines Gewerbegebiet aus.»