Zypern schließt offenbar einzelne Russland-Sanktionen aus

14.05.2022 17:09

Nikosia (dpa) - Die zyprische Regierung will weitere EU-Sanktionen
gegen Russland mittragen, aber keine Maßnahmen umsetzen, die
«Sanktionen gegen einen EU-Mitgliedsstaat» darstellen. Das sagte der
Präsident der Republik Zypern, Nikos Anastasiades, am Samstag auf der
Mittelmeerinsel. Konkrete Maßnahmen, um die es gehen könnte, nannte
er nicht. Zypern hatte sich allerdings zuvor genauso wie auch Malta
und Griechenland gegen ein Transportverbot von russischem Öl in
Drittländer ausgesprochen. Die drei Staaten fürchten, dass ihre
Reedereien dadurch benachteiligt sein könnten.

Zypern habe zum sechsten Sanktionspakets der EU gegen Russland
«bereits einige Bedenken geäußert», sagte Anastasiades. «Was wir

gesagt haben, ist, dass die Sanktionen zielgerichtet sein müssen.»
Richteten sich die Sanktionen eher gegen einen EU-Mitgliedsstaat als
gegen den Aggressor, werde man entsprechend handeln. Auf die Frage,
ob Zypern dann ein Veto gegen die Sanktionen einlegen würde,
antwortet Anastasiades ausweichend. «So etwas gibt es nicht. Aber es
ist möglich, dass wir einige der vorgeschlagenen Maßnahmen (...)
nicht umsetzen werden.»

Die zyprische Wirtschaft leidet bereits erheblich unter den
Sanktionen gegen Russland, unter anderem wegen des Flugverbots für
russische Flieger. Rund ein Viertel der Touristen des Landes kommen
aus Russland - wenn sie dieses Jahr wegbleiben, könnte das bis zu
zwei Prozent des zyprischen Bruttoinlandsprodukts kosten, hatte
Anfang April der zyprische Finanzminister Konstantinos Petridis
gesagt.