EU plant gemeinsame Beschaffung von Affenpocken-Impfstoff

27.05.2022 17:18

Brüssel (dpa) - In der EU wird an einem gemeinsamen Einkauf von
Impfstoffen und Medikamenten gegen die Affenpocken gearbeitet. Wie
eine Sprecherin der EU-Kommission am Freitag in Brüssel bestätigte,
wurde mit den Mitgliedstaaten ein breiter Konsens darüber erzielt,
dass die neue EU-Behörde zur Vorsorge von Gesundheitskrisen (Hera) so
bald wie möglich medizinische Abwehrmittel beschaffen soll. Das
genaue Verfahren werde in den nächsten Tagen mit den Mitgliedstaaten
festgelegt.

Zugleich betonte die Sprecherin, dass eine Affenpocken-Impfung auf
ganz konkrete Fälle beschränkt sein werde, da die Übertragbarkeit und

das Risiko des Virus nicht mit Covid-19 vergleichbar seien.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte bereits Anfang
der Woche mitgeteilt, dass sich Deutschland für den möglichen Fall
einer weiteren Ausbreitung der Affenpocken bereits «bis zu 40 000
Dosen» Pockenimpfstoff gesichert habe. Das Vakzin namens Imvanex sei
in den Vereinigten Staaten gegen Affenpocken zugelassen, sagte er. Es
gehe darum, vorbereitet zu sein auf eventuell nötige Impfungen von
Kontaktpersonen von Infizierten.

Mit den Maßnahmen wird auf die zuletzt ungewöhnliche Verbreitung von
Affenpocken reagiert. Anfang Mai war ein Fall bei einem Menschen in
Großbritannien nachgewiesen worden. Seitdem berichten immer mehr
Staaten, in denen das Virus bislang eigentlich nicht vorkam, von
nachgewiesenen Ansteckungen von Mensch zu Mensch. Mit Stand Freitag
meldete das Robert Koch-Institut (RKI) für Deutschland 16
Affenpockenfälle aus sechs Bundesländern.

Affenpocken werden laut RKI durch engen Körperkontakt von Mensch zu
Mensch übertragen. «Das Risiko, sich mit Affenpocken zu infizieren,
ist nicht auf sexuell aktive Menschen oder Männer, die Sex mit
Männern haben, beschränkt. Jeder, der engen körperlichen Kontakt mit

einer ansteckenden Person hat, kann sich infizieren.» Dass momentan
vor allem Fälle bei schwulen Männern bekannt sind, könnte unter
anderem mit mehreren internationalen Events zusammenhängen, bei denen
es zu Ansteckungen kam.