Saudischer Kronprinz zu erstem EU-Besuch seit Mord an Khashoggi

26.07.2022 20:27

Athen (dpa) - Bei seinem ersten Besuch in der Europäischen Union seit
Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi hat der saudische
Kronprinz Mohammed bin Salman in Athen den griechischen
Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis getroffen. Man wolle die
wirtschaftliche Kooperation zwischen beiden Ländern zementieren und
werde wichtige Vereinbarungen unterschreiben, sagte Mitsotakis am
Dienstagabend bei der Begrüßung, die vom Staatsfernsehen übertragen
wurde. «Ich bin sehr froh, in Griechenland zu sein», sagte der
Kronprinz. «Der warme Empfang bedeutet mir und Saudi-Arabien viel».

Er bezeichnete das Treffen als «Game-Changer» - man habe historische
Chancen zur Zusammenarbeit unter anderem im Bereich Energie. Durch
eine geplante Verbindung der Elektrizitätsnetze könne man
Griechenland und andere europäische Länder etwa mit sehr viel
günstigeren erneuerbaren Energien versorgen. Ein entsprechender
Vertrag solle in Athen unterzeichnet werden. Darüber hinaus wolle er
über Wasserstoff als Energieträger reden und über die Frage, wie
Griechenland zu einer «Wasserstoff-Drehscheibe» werden könne.

Kronprinz Mohammed reiste mit Dutzenden Geschäftsleuten und Ministern
nach Athen. Mitsotakis zufolge ging es auch um strategische und
militärische Zusammenarbeit sowie um saudische Investitionen. Er
komme nicht mit leeren Händen, sagte der Kronprinz.

Der faktische Herrscher Saudi-Arabiens soll anschließend nach
Frankreich weiterreisen, wie der saudische Königshof laut einem
Bericht der Staatsagentur SPA mitteilte. In Riad erfuhr die Deutsche
Presse-Agentur aus diplomatischen Kreisen, dass Frankreichs Präsident
Emmanuel Macron den Kronprinzen im Élysée-Palast empfangen werde.
Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.

Es ist der erste Besuch des Kronprinzen in der EU seit dem Mord an
dem Journalisten Khashoggi vor fast vier Jahren. Khashoggi, der eine
Kolumne für die «Washington Post» schrieb, war im Herbst 2018 im
saudischen Konsulat in Istanbul von einem Killerkommando auf brutale
Weise getötet worden. US-Geheimdienste sehen den Kronprinzen in der
direkten Verantwortung. Dieser bestritt, die Tötung angeordnet zu
haben.