Euro fällt unter 1,02 US-Dollar

29.07.2022 17:05

Frankfurt/Main (dpa) - Der Euro ist am Dienstag unter Druck geraten.
Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0174 US-Dollar. Am
Morgen hatte sie noch über 1,02 Dollar notiert. Die Europäische
Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0198 (Donnerstag: 1,0122)
Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9806 (0,9880) Euro.

Gestützt wurde der Dollar durch besser als erwartet ausgefallene
Konjunkturdaten aus den USA. So sind die Einkommen und die
Konsumausgaben der privaten Haushalte stärker gestiegen als erwartet.
Zudem hellte sich das von der Universität von Michigan erhobene
Verbrauchervertrauen im Juli stärker als erwartet auf. Es liegt
jedoch weiter in der Nähe seines im Vormonat erreichten Rekordtiefs.

Am Vormittag stand in der Eurozone eine Flut an Konjunkturdaten auf
dem Programm. Wachstumsdaten zum zweiten Quartal fielen meist
deutlich stärker aus als erwartet. In Deutschland, der größten
Volkswirtschaft des Euroraums, stagnierte die Wirtschaft jedoch nur.
Der gesamte Währungsraum entwickelte sich mit einem Quartalswachstum
von 0,7 Prozent deutlich besser als erwartet.

Inflationsdaten überraschten hingegen negativ. Die Teuerungsrate
stieg im Juli auf 8,9 Prozent und damit stärker als erwartet.
Zugleich ist es ein neuer Rekordwert seit Einführung des Euro. Der
starke Preisauftrieb von Energie ging zwar etwas zurück, dafür
verteuerten sich Lebensmittel, sonstige Güter und Dienstleistungen
stärker als im Vormonat.

«Die heutigen Inflations- und Wachstumsdaten spielen den Falken im
EZB-Rat in die Hände», kommentierte Christoph Weil, Volkswirt bei der
Commerzbank. Falken sind Notenbank-Vertreter, die sich im Zweifel für
eine stärkere Zinserhöhung aussprechen. «Die Wahrscheinlichkeit für

eine Anhebung der Leitzinsen um 0,50 Prozentpunkte im September ist
gestiegen», schreibt Weil.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für
einen Euro auf 0,83990 (0,83586) britische Pfund, 136,92 (137,26)
japanische Yen und 0,9744 (0,9745) Schweizer Franken fest. Die
Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1758 Dollar
gehandelt. Das waren rund drei Dollar mehr als am Vortag.