Spanien spart Energie: «Dringende Maßnahmen» und Krawatten-«Boykott »

29.07.2022 17:41

Madrid (dpa) - Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez hat
«dringende Maßnahmen» zur Einsparung und zur effizienteren Nutzung
von Energie angekündigt. Man werde diese Maßnahmen am Montag auf der
wöchentlichen Kabinettssitzung beschließen, sagte er am Freitag.
Details nannte Sánchez zwar nicht. Er betonte aber, es handele sich
um «vernünftige» Maßnahmen, über die man seit Längerem mit viel
en
Sektoren der Gesellschaft debattiere. Sie würden sich positiv auf die
Finanzen der Bürger und auf die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft
in Spanien auswirken und auch Europa zugute kommen, versicherte er.

Man könne bei einem Energienotfall als Folge des Ukraine-Konflikts
Erdgas in andere EU-Länder exportieren, erklärte der sozialistische
Politiker. Spanien hat sechs LNG-Terminals, in denen importiertes
Flüssiggas in Erdgas umgewandelt wird. Sein Land habe «30 Prozent der
gesamten europäischen Regasifizierungskapazität», hob er hervor.

Zudem wolle er der Europäischen Kommission im September zwei
Vorschläge zur Reform des Strommarktes vorlegen: Die Entkopplung des
Strompreises vom Gaspreis sowie die Festlegung einer Obergrenze für
den Preis von CO2-Emissionen. «Wir sind überzeugt, dass diese beiden
Maßnahmen dazu beitragen werden, die Inflationskurve zu beugen» und
die «Abhängigkeit vom Aggressor (Wladimir) Putin zu reduzieren».

Sánchez trat am Donnerstag ohne Krawatte vor die Presse - was bei ihm
ungewöhnlich ist - und erklärte dazu: «Sie sehen, ich trage keine
Krawatte. Das bedeutet, dass wir alle Energie sparen können.» Er habe
alle Regierungsmitglieder und alle Funktionäre des öffentlichen
Sektors dazu aufgerufen, die Krawatte im Sommer im Schrank zu lassen.
Der private Sektor solle wann immer möglich ebenfalls so handeln.

Der Vorschlag ist in Spanien nicht neu. Bereits 2011 hatte der
damalige sozialistische Industrieminister Miguel Sebastián zur
Einsparung von Energie einen Krawatten-Boykott vorgeschlagen, um so
den Verbrauch der Klimageräte zu reduzieren. In dem damals noch
konservativeren Land hatte sein Vorschlag allerdings keine Chance.